Koordinierungsgruppe des InterBündnis, 9.5.22
Am 8. Mai, dem 77. Jahrestag der Befreiung vom Hitler-Faschismus, fand die erste bundesweite Demonstration einer sich neu formierenden Friedensbewegung statt. Sie startete mit über 1.000 Teilnehmern an der Zweigertbrücke in Essen-Karnap und führte nach Gelsenkirchen-Horst. Das Internationalistische Bündnis als bundesweite Bewegung mit 40 Trägerorganisationen hatte dazu aufgerufen, weitere Organisationen und Einzelpersonen schlossen sich an. Das Charakteristische an dieser neuen Friedensbewegung ist, dass sie jeden imperialistischen Krieg verurteilt, egal ob er von Russland, China oder der NATO und anderen Staaten wie z.B. Indien ausgeht. Deren Ziele sind der Kampf um die Weltherrschaft über Rohstoffe und Ausbeutung der Bevölkerung zugunsten der Profite der Konzerne. Die Teilnehmer freuten sich über Grüße aus dem In- und Ausland. Unter anderem von Hans Christian Ströbele, langjährigem Bundestagsabgeordneten der Grünen und Margot Käßmann, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, von Martin Gatzemeier, Fraktion die LINKE in Gelsenkirchen, von der Organisation Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs‘ und einer belarussischen Frauenstiftung. Auch die Zusammensetzung der Demonstration war einzigartig. Während in anderen Städten an diesem Tag nationalistisch gefärbte pro-russische oder pro-ukrainische/pro-Nato Demonstrationen stattfanden, demonstrierten mit dem Internationalistischen Bündnis ukrainische, russische, kasachische, türkische, griechische, irakische, marokkanische Jugendliche und Arbeiter – zum Teil extra aus dem Ausland angereist – zusammen mit Flüchtlingen u.a. aus Kamerun, Nigeria, Mali gegen das chauvinistische Gift der Spaltung.
Auf der Auftaktkundgebung sprachen u.a. Christian Link von der kämpferischen Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF; Georg Holland, Milchbauer vom Niederrhein. Die Agrarplattform des Internationalistischen Bündnisses war mit zwei großen Traktoren angereist. Das war ein echter Hingucker! Musikbeiträge und Trommlergruppen sorgten für eine kulturvolle anziehende Stimmung.
Eine Rednerin hob deutlich hervor: „Wir haben nicht nur eine akute Weltkriegsgefahr, sondern die imperialistischen Staaten wie Russland und China auf der einen Seite und die NATO mit USA und Deutschland bereiten einen dritten Weltkrieg aktiv vor. Das beweist die bisherige Politik des militärischen Hochrüstens, auch schon vor dem Ukraine-Krieg. Das ist eine hochgefährliche Entwicklung.“ Nur der weltweite aktive Widerstand kann einen dritten Weltkrieg verhindern. „Die Arbeiter sind aufgerufen, dazu beizutragen Waffenlieferungen in die Ukraine zu verhindern und für einen berechtigten Lohnnachschlag aufgrund der drastischen Preiserhöhungen zu streiken“, hieß es in einem weiteren Redebeitrag. Berechtigt wurde gerügt, dass die bürgerlichen Medien fast nur über den Ukraine-Krieg berichten. „Über die Bombardierung von kurdischen Gebieten im Irak durch die faschistische türkische Erdogan-Armee hört man in den Nachrichten so gut wie nichts!“ Ein Redner des palästinensischen Solidaritätsnetzwerk Samidoun ging auf die Aggressionen des israelischen Staates gegen das palästinensische Volk ein. Auch die Unterdrückung der Menschenrechte in Afghanistan, insbesondere der Frauen, war ein wichtiges Thema. Die Frauenorganisationen Courage und Yeni Kadin erklärten: „Wir wollen uns aber nicht an einen Krieg gewöhnen! Wir wollen unsere Kinder nicht in solche Kriege schicken!“
Der Demonstrationszug ging durch mehrere Wohnviertel, in denen überwiegend Arbeiter und Migranten leben und sorgte für viel Interesse der Bewohner. Zahlreiche Menschen waren an den Fenstern, viele suchten Gespräche mit den Demoteilnehmern. Antifaschistische Lieder wie „Bella Ciao“ oder „Die Moorsoldaten“ klangen durch die Straßen.
Zur Abschlusskundgebung mit dann rund 1.500 Teilnehmern sprachen Rednerinnen und Redner aus einem breiten gesellschaftlichen Spektrum: u.a. Süleyman Gürcan, ATIK; Markus Stockert für die Arbeiterplattform, Hans-Werner Rimpel von der VVN/BdA NRW und Meral Dogan vom Verdi Bundesmigrationsausschuss. Gabi Fechtner, die Vorsitzende der MLPD betonte: „Wir sind mit den klaren Positionen der heutigen Demonstration vielleicht noch in einer Minderheitenposition. Aber es sind die richtigen, die sich durchsetzen werden. Auch Karl Liebknecht hatte 1914 vor dem Ersten Weltkrieg noch aus einer Minderheitenposition heraus als einziger im Reichstag gegen die Kriegskredite gestimmt. Er hat recht behalten und seine Positionen haben die Massen ergriffen. So wird es auch der neuen Friedensbewegung gehen“.
Ein besonders Highlight war die Vorstellung und Enthüllung der Gedenktafeln aus Marmor für die revolutionären Widerstandskämpferinnen und -kämpfer gegen Faschismus und Krieg wie Clara Zetkin, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Friedrich Engels, Ernst Thälmann und Willi Dickhut.. Eingeleitet von Stefan Engel und engagiert vorgestellt wurden sie zuvor von Mitgliedern des Jugendverbands REBELL.
Für das leibliche Wohl war mit Thüringer Bratwürsten, Hähnchen vom Grill, verschiedenen ausländischen Gerichten von Migrantenorganisationen, Getränken sowie Kaffee und Kuchen bestens gesorgt. Kinder hatten großen Spaß bei Spielständen und Glücksrad. An Informationsständen konnten sich die Besucher mit Literatur und Material zur neuen Friedensbewegung eindecken. In den kommenden Wochen kommt es viel darauf an sich weiter über die Hintergründe der eskalierenden Weltkriegsgefahr auszutauschen und Bewusstseinsbildung zu fördern und sich vor allem zu organisieren.
Ein rundum gelungener Tag und fulminanter Start für den weiteren schlagkräftigen Aufbau der neuen Friedensbewegung !