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495. Saarbrücker Montagsdemo – Gedenken an verstorbenen Gründer der Saarbrücker Montagsdemo

Unsere heutige Kundgebung stand im Zeichen unserer Straßen-Trauerfeier für Werner Groß, der die Saarbrücker Montagsdemo mit ins Leben gerufen hatte, – für unseren Freund, der nun gestorben ist.

Es gab einen ersten Teil, in dem die Rednerinnen und Redner aus seinem bewegten Leben viele Mosaiksteine zu einem beeindruckenden Bild zusammenfügten (Einer, der ihn nicht mehr getroffen hatte, meinte: „wenn ich dies alles so höre, wünschte ich, ich hätte ihn kennenlernen dürfen…“).

Die 6 Redebeiträge des 2. Teils schlossen sich in seinem Sinn an. Sie enthielten inhaltliche Impulse für den Aufbau einer neuen Friedensbewegung, die sich vor keinen imperialistischen Karren spannen lässt und riefen zur Teilnahme am Saarbrücker Ostermarsch für den Ostersamstag auf.

Werner wurde als sehr vielseitiger Mensch gewürdigt, der in verschiedenen Ländern gearbeitet hat; der sich künstlerisch betätigte; der sich im Kommunalwahlbündnis AUF völlig unbeeindruckt von der antikommunistischen Kampagne der ‚SZ‘ gezeigt hatte; der das Parteibuch der Piraten hatte; der ein entschiedener Friedenskämpfer war; der Ungerechtigkeit auf den Tod nicht leiden konnte und sich deshalb gegen die Hartz-Gesetze engagierte. Aber auch ein Mensch, der sich um die scheinbaren Kleinigkeiten im Alltag seiner Mitmenschen kümmerte, der seine Wellensittiche ebenso liebte wie andere Tiere und seine Pflanzen. Sein legendärer Sturkopf half ihm, mit großer Disziplin gegen die Folgen seiner Krankheit zu kämpfen.

Es gab auch ein großes Dankeschön besonders an Kerstin und Günter von der Montagsdemo, die Werner bis zu seinem Tod begleiteten.

Eine Freundin von ihm brachte ein paar kleine Fotoalben aus ihrer gemeinsamen Zeit mit und bat uns, ihr Gedicht für Werner vortragen:

Hinter dunklen Wolken

Sitzt du im Licht,

für uns unsichtbar,

Doch vor uns steht stets dein Gesicht.

Viel Zeit ist vergangen,

immer standest du für Frieden,

trotz aller Beschwernisse

War Freundschaft uns beschieden.

Wenn hinter Regenwolken

Die Sonne wird wieder scheinen,

werden wir wieder lachen,

wenn wir auch jetzt heimlich weinen.

Der Kampf geht weiter,

zum Frieden fehlt noch viel,

mit dir als Begleiter – von wo auch immer –

Kommen wir zum Ziel.

Nach einer stillen Minute sprach sich jemand gegen die Sanktionen gegenüber Russland aus: „Natürlich verurteile ich diesen elenden Angriffskrieg. Aber Sanktionen dienen nur dem Vorteil europäischer und US-amerikanischer Konkurrenz. Wir sehen doch im Iran, dass die Sanktionen dort seit Jahren nur die Lage der Bevölkerung immer weiter verschlechtert. Da werden die Kassen der Fracking-Gas-Unternehmer gefüllt, Katar, das neue Lieblingsland von Wirtschaftsminister Habeck, ist beteiligt am Krieg im Jemen, der schon viele tausend Tote gekostet hat usw. Nein, das muss alles ein Ende haben, wir kommen mit dieser Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung einfach nicht weiter. Und das muss bald sein.“

Berührend der Beitrag eines russischen Teilnehmers: er trat ein für Völkerfreundschaft, gegen den russischen Angriff, gegen das Schlachten der Menschen für die Machtinteressen auf beiden Seiten.

„Der Widerstand in der Ukraine gegen die Besatzung ist völlig berechtigt. Nur heisst das noch lange nicht, die dortige Staatsordnung zu begrüßen. Die Männer und Frauen, die Regierungschef Selenskij heute als Helden preist, werden in Friedenszeiten mit in Europa beispiellosen Niedriglöhnen abgespeist, von denen auch Ford z.b. profitiert – dagegen hatten dieser Präsident und unsere Politiker noch nie was“, ergänzte ein anderer Mann.

Ein Aktivist der Kommunalpolitik in Saarbrücken klagte die rassistische Flüchtlingspolitik an, welche den push-backs von farbigen Geflüchteten in diesen Tagen ganz gelassen zusieht. Gegen die Verlegung der saarländischen Ausländerbehörde von Saarbrücken nach Lebach forderte er ebenso unkonventionell wie schlüssig: „Wir brauchen überhaupt keine Ausländerbehörde. All diese Angelegenheiten sollen beim Bürgeramt angesiedelt werden, entsprechend Personal dafür kann leicht zur Verfügung gestellt sein. Wenn es nur ein Bürgeramt gibt, gibt es auch keine ‚Ausländer‘, sondern wir sind alle einfach Bewohnerinnen und Bewohner.“

Werner hätten all diese Beiträge gut gefallen. Es waren neue Töne in Sachen Friedenskampf. Seine Beisetzung ist am 20.04. um 12:00. Fragt gern nach.

Wir sehen uns am 2. Mai zur 496. Saarbrücker Montagsdemo – und zuvor beim Ostermarsch und selbstverständlich zur 1.Mai-Demo.

Für die Vorbereitungsgruppe, die diesmal hoffentlich wieder gut besucht sein wird, sprechen wir noch einen passenden Tag ab.

s. fricker

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