Die Frage, warum so viele Menschen auch in Saarbrücken die AFD gewählt hatten – Europawahl 15,7%, Bezirksrat West fast ¼ der Stimmen und 3.-stärkste Kraft, Bezirksrat Mitte auch über 11% – treibt die Leute richtig um, soviel kam bei der Montagsdemo heute jedenfalls raus.
Aber auch eine Bereitschaft, ja teils Entschlossenheit, der Frage auf den Grund zu gehen und „sich hinein zu begeben in diesen Kampf um die Herzen und Hirne, ihn auszutragen miteinander“. Die antifaschistischen Proteste am vergangenen Wochenende in Essen gegen den Parteitag der AfD wurden begrüßt.
Der Vertreter von ‚Saarland für Alle‘ bedankte sich für die Unterstützung von Montagsdemonstrierer*innen im Kommunal-Wahlkampf – die Gruppe hat einen Sitz bekommen im Stadtrat. „Die Gefahr von rechts ist europaweit sehr groß. Wir müssen klären, dass kein Rentner auch nur einen Cent mehr bekommt, wenn Migrantinnen und Migranten für niedrige Renten verantwortlich gemacht und rassistisch drangsaliert werden“, so sein Beitrag. Und: „Wir brauchen engen und häufigeren Kontakt untereinander, und einiges an Schulungen“.
„Man versteht es nicht – wer die Geschichte kennt, darf die AfD doch niemals wählen. Aber die Leute werden verführt, viele sind unwissend, was Faschismus bedeutet“, meinte ein Passant, der die ganze Zeit über dabei blieb.
Ein anderer war sichtlich geschockt und etwas kleinmütig: „Bei der Saar-Abstimmung gegen den Anschluss an Nazi-Deutschland damals gab‘s so eine Riesen-Demonstration in Sulzbach – und trotzdem stimmten so Viele dann dafür. Ich fürchte, die kommen nach und nach mit allem durch“.
Dem wurde entgegengehalten, dass die Unzufriedenheit, Wut und oft Verzweiflung der Menschen mit der Regierungspolitik berechtigte Gründe hat, dass die Regierungsparteien sich aber nicht um die Interessen der Leute scheren – was sie nach Meinung eines Redners dringend tun sollten.
„Die Ampel-Parteien bringen das nicht fertig, sie können doch nicht 2 Herren gleichzeitig dienen, dem Kapitalismus und dem Sozialismus“, war einer skeptisch.
„Den Krisen und ihren Folgen für uns alle kommt man aber nicht bei, wenn man nach unten tritt, sich untereinander zerfleischt und nach oben buckelt. So eine abstoßende Haltung ist unterste Schublade im Betrieb, das wissen Arbeiterinnen und Arbeiter gut. Aber das ist genau die Haltung, die die AfD-Politik ausströmt und selbst praktiziert, denn die AfD lebt doch von Spendern wie zum Beispiel (zu dessen Lebzeiten) August von Finck, Multimilliardär und einer der reichsten Männer von Deutschland“, überlegte eine Frau.
„Und haben vielleicht Geflüchtete die Schließung von Ford Saarlouis verkündet?! – nein, aber auf die werden wir gehetzt, soviel zum ‚nach unten treten‘“.
Ein Mann, selbst unmittelbar betroffen, blieb nicht dabei stehen, das sofortige Ende des Krieges in der Ukraine zu fordern. Er hielt einen gründlich durchdachten Beitrag, worin er diesen und andere zerstörerische Kriege auf den verschärften Konkurrenzkampf der einzelnen Länder und Monopolgruppen zurückführte, „der schlussendlich mit Waffen ausgetragen wird. Mit Waffen, die Menschen zerfetzen, Fabriken zerstören, Infra-Struktur zerbomben – und an deren Verkauf sehr gut verdient wird auf der anderen Seite“. Er vertrat auch, dass die faschistische Gefahr in einem Zusammenhang steht mit der anhaltenden Weltwirtschaftskrise und zog Parallelen zur Entwicklung in den 20-er und 30-Jahren in Deutschland.
Bekanntgegeben wurde noch:
- Die bundesweite Montagsdemo findet nun am 17. August in Eisenach statt.
- Die Geburtstagsfeier ‚20 Jahre Montagsdemo Saarbrücken‘ ist am 05. August. Da ist keine Demo, sondern es geht direkt bei Thalia in der Bahnhofstraße los mit feiern um 18:00
- Vorbereitungstreffen für sind jeweils Mittwochs, den 10.07. + 17.07. + 31.07. 15:30 – Ort: wahrscheinlich bei ‚SfA‘ in der Johannisstraße. Näheres demnächst.
s.fricker