Köln, 11.4.2024
Sehr geehrter Herr Prof. Mukherjee,
auf unserer monatlichen Kundgebung haben wir am 8.4.2024 einen Protest verabschiedet bezüglich der Ausladung von Frau Prof. Fraser durch die Universität zu Köln. Wir, das ist die Montagsdemo Köln, die sich 2004 gegen die Hartz-Gesetze gegründet hat und bis heute als Teil einer bundesweiten Montagsdemo gegen unsoziale Maßnahmen der Regierung auf antifaschistischer Grundlage aktiv ist.
Wir können nicht akzeptieren, dass Frau Prof. Fraser durch die Uni Köln unterstellt wird, sie habe das Existenzrecht Israels bezweifelt, indem sie den offenen Brief „Philosophy for Palestine“ unterzeichnete. Auch habe sie den Hamas-Überfall vom 7.10.23 nicht verurteilt. Die Vorwürfe der Universität sind haltlos, denn es ist völlig richtig, dass in dem Aufruf ein „sich entwickelnden Genozid“ gegenüber der palästinensischen Bevölkerung kritisiert wird. Frau Fraser hat ebenfalls ausdrücklich erklärt, dass sie den Hamas-Überfall verurteilt (Kölner Stadt-Anzeiger, 6.4.24).
Frau Prof. Fraser soll mit dieser Ausladung offensichtlich in eine israelfeindliche und antisemitische Ecke gedrängt werden. Antisemitismus ist Volksverhetzung in übelster Form. Diese Unterstellung mutet jedoch besonders zynisch an, denn Frau Fraser wuchs in einem jüdisch geprägten Elternhaus in den USA auf, ihr Vater ist Nachfahre jüdischer Immigranten.
Dieser Skandal reiht sich ein in eine Reihe von bundesdeutschen Vorfällen, in denen die Kritik an der ultrareaktionären Regierungspolitik Israels aus dem öffentlichen Diskurs herauszensiert werden soll. Mit ihrer Ausladung unterstützt die Kölner Uni diese bedingungslose Unterstützung der faschistoiden Politik der Netanjahu-Regierung durch die Ampelkoalition. Seit Monaten demonstrieren bekanntlich tausende jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger gegen eben diese Regierung – die Kölner Universität müsste konsequenterweise auch diese Proteste verurteilen!
Die Kölner Montagsdemo fordert, dass die Universität zu Köln die Ausladung von Prof. Fraser zurücknimmt und sich bei ihr entschuldigt.
Im Namen der Kölner Montagsdemo
Lisa Höchtl Reiner Dworschak