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Corona-gerechte Kundgebung zum 1. Mai in Bochum: zeitweise protestierten insgesamt bis zu 100 Menschen

Am 1. Mai auf die Straße gehen – dieses Verlangen hatten zahlreiche Menschen, wie die rege Teilnahme an der genehmigten Kundgebung des Internationalistischen Bündnis Bochum-Herne zusammen mit der Bochumer Montagsdemo auf dem Rathausvorplatz bewies. In einem mit Flatterband abgesperrten Bereich durften sich mit entsprechendem Abstand 36 Personen aufhalten, zahlreiche Passanten blieben – natürlich im Abstand von 2 Metern – vor der Absperrung stehen und hörten aufmerksam zu.

Eine Moderatorin und ein Moderator leiteten die Kundgebung mit folgenden Worten ein: „Der diesjährige Mai findet heute gerade in Zeiten der Corona-Pandemie auf der Straße statt. Am Tag vorher oder nachher arbeiten gehen, aber am 1. Mai nicht demonstrieren dürfen? Nein! Es braucht 2020 einen kämpferischen 1. Mai – natürlich unter disziplinierter Beachtung aller Gesundheitsvorsorgemaßnahmen“.  Das setzten auch alle Kundgebungsteilnehmer vorbildlich um – mit entsprechendem Sicherheitsabstand von 1,5 Metern und einem Mund- und Nasenschutz.

Bevor mehrere Rednerinnen und Redner von verschiedenen Organisationen ihre Wort Beiträge hielten, wurde gemeinsam mit Gitarrenbegleitung das Steigerlied, die traditionelle Hymne des Ruhrgebiets, gesungen.

Danach wurden im Verlauf der Kundgebung von der Moderation Redebeiträge von folgenden Organisationen angekündigt: Umweltgewerkschaft, Offensiv, eine Initiative für eine kämpferische gewerkschaftliche Betriebsratsarbeit bei Opel, Solidarität International, MLPD, Bochumer Montagsdemo u.a. Ebenfalls wurde ein Gedicht eines syrischen Flüchtlings im Camp Moria, einem völlig überfüllten Flüchtlingslager in Griechenland auf der Insel Lesbos zum Abschied von neun Minderjährigen aus diesem Lager, die nach Luxemburg evakuiert wurden. von der Moderatorin verlesen.

Besonders zahlreich waren Beschäftigte verschiedener Branchen, die als Vertreter der einzelnen Organisationen ihre Vorträge hielten.  Allein von der Organisation Offensiv  sprachen vier Beschäftigte der Opel-Warehousing Bochum.  „Am Arbeitsplatz werden weder die Sicherheitsabstände eingehalten noch andere erforderliche Hygienemaßnahmen. Anstelle von Desinfektionsmitteln werden für die Desinfektion völlig ungeeignete Scheibenreiniger eingesetzt. Auch versucht die Werksleitung, Kontakt in den Pausenzeiten zwischen den Mitarbeitern zu vermeiden!“, protestierte ein Redner.  In einem weiteren  Wort Beitrag eines Opel-Beschäftigten hieß es: „Home-Kundgebung und Geisterdemos kann ja der DGB machen, dass ist so wie virtuell essen gehen, köstlich!“

Insgesamt gab es von acht Organisationen interessante Redebeiträge. Beispielsweise wurde von Solidarität International und dem Frauenverband Courage über konkrete Hilfen für die Flüchtlinge in Griechenland berichtet. So wurden mehrere Nähmaschinen, Stoffe, Desinfektionsmittel und hygienische Artikel gespendet und an entsprechende Hilfsorganisationen in Griechenland weitergeleitet.

In allen Reden wurde deutlich, dass die Corona-Krise von den Konzernen dazu missbraucht wird, wirtschaftliche Krisen auf die Beschäftigten und die Massen abzuwälzen. Bereits 2018 deutete sich eine Weltwirtschafts- und Finanzkrise an, besonders im Automobilsektor. Gleiches gilt auch für die Einschränkung der Grundrechte wie z.B. die Freizügigkeit nach Artikel 8 des Grundgesetzes. Während seit einigen Wochen ein Ansammlungsverbot von mehr als zwei Personen (mit Ausnahme von engen Familienangehörigen) und eine Abstandsregel gelten, wird vielen Beschäftigten zugemutet, auf engem Raum fast Schulter an Schulter zu arbeiten.

Alle Organisationen waren sich einig, dass die Beschäftigten weiterhin um ihre Rechte kämpfen müssen. Keine „Nullrunden“ bei Tarifverhandlungen! Kampf dem Arbeitsplatzabbau! Freistellung von der Arbeit insbesondere für Familien mit kleinen Kindern bei voller Entgeltfortzahlung durch den Arbeitgeber! „Klein- und Kleinstbetriebe sowie Selbstständige müssen staatliche Zuschüsse von monatlich 1500,00 Euro (geplanter Bonus für Pflegekräfte) erhalten“, meinte ein Vertreter der Bochumer Montagsdemo.

Im Anschluss an die vorbereiteten Reden der Organisationen gab es das offene Mikrofon, was auch zahlreich genutzt wurde. Ein Sterbehelfer berichtete: „Die Sterbenden haben weniger Angst vor dem Tod als von der Herzlosigkeit vieler Menschen und besonders davor, dass sie sich Brillen oder Hörgeräte finanziell nicht leisten können, wenn sie nur wenig Geld haben. Auch bei der Gesundheit zählt nur der Profit – Pflegepersonal fehlt überall und notwendige Leistungen wie z.B. Brillen werden nicht mehr von der Krankenversicherung übernommen“. Ein Aktiver der Organisation Revolutionäre Jugend meldete sich ebenfalls zu Wort und prangerte die Politik der Umverteilung von unten nach oben durch die Regierung an.

Zum Schluss der Kundgebung wurde das italienische Partisanen-Lied „Bella Ciao“ gemeinsam gesungen. Am 8. Mai jährt sich in Deutschland zum 75. mal die Befreiung vom Hitler-Faschismus – in Italien war es am 22. April vom Mussolini-Faschismus.

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