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Bericht von der 453. Saarbrücker Montagsdemo am 5.11.

Man merkte es heute auch in Saarbrücken: Die Kampferfahrungen aus verschiedenen Brennpunkten der gesellschaftlichen Entwicklung kommen zusammen und werden vertieft.

Das ging natürlich nicht ohne Meinungs-verschiedenheiten ab.

Die heutige Montagsdemo bestach sowohl durch einige vorbereitete Beiträge als auch durch das Ringen um Argumente – und sie war ganz gut aufgestellt, nicht zuletzt durch die neuen Montagsdemofahnen, die wir bei der Großdemo am 13.10. in Berlin erstanden hatten und die in Stil und Farbe ausgezeichnet zu unserem großen Transparent passen.

Ein ganz junger Redner forderte eindringlich auf, sich zu organisieren: „Ich habe in den letzten Wochen viel am Widerstand im Hambacher Forst gegen die Zerstörung der Natur durch RWE teilgenommen. Wenn man sieht, wie skrupellos da unsere Lebensgrundlagen dem Profit geopfert werden, wird doch klar, dass der Kapitalismus die Ursache all dieser Umweltverbrechen ist. Das ist eine Frage des ganzen Systems und das kriegt man nicht weg ohne letztlich den Kapitalisten die Macht zu entreissen, wie soll‘s anders gehen?? Deshalb sollte man sich organisieren, z.b. im REBELL…“Sachkundig führte er aus, wohin eine weitere Erderwärmung führen würde.

Der Beitrag des Jugendlichen wurde aufgegriffen und auf den Aufstand der Kieler Matrosen hingewiesen, der vor genau 100 Jahren den Ausgangspunkt für die Novemberrevolution in Deutschland darstellte, auch darauf, welche Gründe es für deren letztliches Scheitern gab, welche Lehren zu ziehen seien.

Auch die Situation der Halberg-Belegschaft kam zur Sprache. „Wir müssen doch auch für die richtigen Ziele kämpfen. Ohne ein richtiges allseitiges Streikrecht wäre es notwendig, selbständig für den Erhalt der Arbeitsplätze in den Streik zu treten, das kann doch die IG Metall gar nicht schultern und manche der IGM-Spitze halten es lieber mit der Sozialpartnerschaft als mit der Durchsetzung der Arbeiterinteressen. Der Kompromiss jetzt ist das Letzte“.

Ein Teilnehmer, selbst Migrant, setzte sich auseinander mit der Vergewaltigung einer jungen Frau in Freiburg durch eine ganze Gruppe von Flüchtlingen: „Ich fordere alle Migranten auf, sich aktiv von solch abscheulichen Taten zu distanzieren“, sagte er. „Sonst wirkt das Gift der Ausländerhetze der Regierungsparteien noch viel mehr. Diese verschweigen aber, dass 77% der Opfer von sexueller Gewalt ihre Täter kennen, dass diese meist in der eigenen Familie zu finden sind.“

Beiträge zum – wortwörtlich – Fall Maaßen, zur Krise von SPD und CDU trugen zur Bewusstseinsbildung dazu bei, wie sehr die sogenannten kleinen Leute herausgefordert sind, sich um ihr Schicksal selbst zu kümmern.

Prompt meldete sich Einer und beschwerte sich über die ‚doofen Arbeiter‘, die „den A… eh nicht hoch kriegen und lieber Soaps in der Glotze gucken: Da war doch die 68-er-Bewegung was ganz anderes, viel Größeres“, betonte er.

Dazu gab es eine richtige Debatte. „Wir sollten gegenseitig nicht auf die Schwächen schauen, nicht das Trennende sehen und auch nicht überheblich sein. Es kommt heutzutage darauf an, die Gemeinsamkeiten zu betonen. Nur so werden wir mit der Rechtsentwicklung der Regierung fertig.“.

Klar, es gibt viele, die sich noch nicht trauen – aber in Berlin waren es 250.000. Das ist die richtige Richtung“.

Solche Sendungen haben genau den Zweck, die Leute auf dem Sofa festzuhalten, wieso werden die überhaupt produziert?“

Die 68-er waren ein Klacks gegen das, was wir heute erleben an Widerstand. Das mit der Studentenbewegung wird alles verbrähmt und aufgemotzt in Nostalgie. Aber das waren ganz andere Zeiten“.

Die Arbeiter*innen samt Krankenpflegern, Büroangestellten usw. sind kein bisschen blöd. Wenn tausende Menschen bei ZF etwa zusammen Getriebe herstellen, das muss man ihnen erst mal nachmachen. Da steckt Riesen-Wissen, Zusammenarbeit, usw. drin. Da kann mancher Akademiker von lernen.“

Am 03. Dezember ist die nächste Montagsdemo, um 18:00 bei der Europa-Galerie geht‘s los – und anschließend kommen wir zusammen zur großen Weihnachtsfeier der MontagsdemonstriererInnen.

S. Fricker

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