Bewegte Montagsdemonstration im Zeichen von länderübergreifendem Kampf und großer Solidarität
Gemeinsame Protestdemonstration der 589. Montagsdemo mit rund 200 Teilnehmern, darunter vielen Kurden aus Rojava gegen den IS-Terror
Viele in Gelsenkirchen lebende Kurden kamen zur Montagsdemo, um mit den Menschen aus Deutschland und anderen Ländern ein Zeichen gegen den IS und faschistische Attentate zu setzen. Sie brachten ihre Fahnen mit, bereicherten die Montagsdemo mit ihren Liedern, demonstrierten durch die Straßen der Innenstadt. Und erregten einiges Aufsehen. Wichtig war es, den Passanten immer wieder die Anliegen zu erklären, die letzten Endes unsere gemeinsamen sind – der Kampf um Frieden, Freiheit, Demokratie. Die Montagsdemo setzt sich dafür ein, dass die Arbeiter und Massen in den unterschiedlichen Ländern nicht spalten lassen. Der gemeinsame Protest richtete sich gegen den Militärputsch wie auch den Gegenputsch von Erdogan und die Entwicklung hin zu einer faschistischen Diktatur in der Türkei.
Die kurdischen Frauen, Männer, Kinder trauern um viele Angehörige, die am vergangenen Mittwoch Opfer eines Anschlags des IS in Kamischli in Kurdistan/Syrien wurden. Ein kurdisches Lied begleitete das gemeinsame Gedenken auf der Montagsdemo an die Opfer der IS-Anschläge . Die TeilnehmerInnen nahmen großen Anteil und wünschen ihrem mutigen Befreiungskampf viel Erfolg!
Vertreter derKurden ergriffen das Wort:„Wir wünschen uns allenzusammen Frieden. Viel Trauer ist in unseren Herzen, das war ein schwarzer Tag am 27.7.2016. 51 Menschen kamen am Tag des Anschlags ums Leben, diemeisten Frauen und Kinder.Viele wurden im Schlafüberrascht. Wir wünschen
uns, dass die kurdischen Parteien gegen den IS zusammen halten und gegen den Terror kämpfen und von den Menschen und unseren Freunden hier, dass sie uns mit Medikamenten und Milch helfen, vor allem für die Ernährung der Kinder, die uns fehlen. Wir wünschen uns, dass der Kampf der Peschmerga, YPG, YPD gegen den IS internationale Unterstützung bekommt, auch mit Waffen. Das sind die Einzigen, die gegen den IS kämpfen. Vielleicht ist der Kampf um unsere Rechte unser Schicksal. Wir wollen wie andere Menschen auch in unserem Land leben.“
„Gut dass Ihr mit Eurer Trauer nicht alleine bleibt, wir möchten Euch Mut und Rückhalt geben mit einem Lied“, so Martina Reichmann und Thomas Kistermann als Moderatoren. Das Lied „Kobane“drückt den Respekt aus für die mutigen Kämpfer von YPD YPG gegen den IS-Faschismus.
„Kämpfer für die Freiheit, gegen die Faschisten, unser Herz schlägt mit Euch. Jeder Freiheitskampf muss ein Teil des großen Ganzen sein,
Klaus Arnecke von der MLPD: „Es beweist hohe Moral, wie Ihr kämpft, weil ihr eine Vision von einer befreiten Gesellschaft, Freiheit und Demokratie und eine nationalen Befreiung habt, die Ihr erreichen wollt.“
Kontrovers diskutiert wurde der Wunsch von kurdischem Redner, die Staaten, die Macht haben, sollten sich für den kurdischen Befreiungskampf einsetzen.
DazuKlausArnecke:„Der Bundesregierung fehlt es nicht an Wissen, was Faschismus bedeutet,allein aus dem Hitler-Faschismus, wo sofort demokratische Rechte ausgehebelt wurden, eineProgromstimmung gegen fortschrittliche Menschen entfaltet wurde.“ Erkritisiertezu denEreignissenamWochenendein Köln: „Warum wurde eine Demonstration, die offen Stellung fürdie faschistische Entwicklung in der Türkei bezieht einfach so zugelassen? Die Merkel-Regierungbraucht Erdogan für den Pakt gegen die Flüchtlinge. Man sieht, dass sie sich einig sind im Kampfgegen den Terrorismus, aber damit meinen sie revolutionäre und fortschrittliche Kräfte, deswegenhat die Bundesregierung im Auftrag der türkischen Regierung revolutionäre und fortschrittlicheKräfte aus der Türkei und Kurdistan angeklagt, um ihnen den Prozess zu machen. Nicht einig sindsie sich darin, dass Erdogan eigene imperialistische Ziele verfolgt und den IS unterstützt. Er willMenschen, die aus der Türkei stammen und schon langen hier leben, für seine Propagandaeinspannen, daran entfalten sich die Widersprüche. Die Lage ist kompliziert. An der Seite derkurdischen Freiheitskämpfer werden nur diejenigen konsequent stehen, die selbst gegen Terror,Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen.“
Jan Specht überbrachte herzliche solidarische Grüße vom Sommercamp des Rebell. Dort besuchten die Jugendlichen und Kinder die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald, um für heute daraus zu lernen. „In diesem Zusammenhang sehe ich auch – angesichts der Zunahme faschistischer Kräfte – den Protest heute. Ob hier oder in anderen Ländern, wichtig ist, dass wir gegen den faschistischen Terrror gemeinsam kämpfen, der uns einschüchtern soll. Kampf dem Faschismus egal in welchem Land!“
Ulja Serway,Sprecherinder bundesweiten Montagsdemo:„Es stimmt, das kurdische Volk musseinen besonderen Kampf um Befreiung, um die Anerkennung seiner Sprache und Kultur kämpfen.Aber die ArbeiterInnen und die Masse der Menschen auf der Welt müssen kämpfen. Sie werdenebenfalls ausgebeutet und unterdrückt. Wir haben in GE zum Beispiel die höchste Arbeitslosigkeitim ganzen Bundesgebiet, es müssen Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen werden, es gibtviele Fragen, für die wir gemeinsam um Lösungen ringen müssen. Deshalb lade ich Euch ein,kommt zu jeder Montagsdemo, kommt mit zur Herbstdemo nach Berlin am 1.10.2016!“
AnnegretGärtner-Leymann, BetriebsrätinvonOpel vor der Schließung desWerkes:„Es ist gut,dass Ihr so zahlreich gekommen seid! Wir alle hier verurteilen die Terroranschläge in Kamischli,aber auch in Würzburg, München, Ansbach, Nizza. Es wurde hier wieder eine große Hetzegeschürt gegen die Flüchtlinge, dass von ihnen die kriminelle Gefahr ausgehen würde. Aber Ihrseid auch Opfer, Ihr seid auf der Flucht vor den Terroristen des IS. Merkel arbeitet mit Erdoganzusammen, sie nimmt in Kauf, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken, um sie von Europafernzuhalten. Als Flüchtling soll man nicht politisch aktiv werden? Nein, im Gegenteil ist es genaurichtig, hier zusammen aktiv zu werden für unsere gemeinsamen Interessen.“
Petra Müller, Verdi Vertrauensfrau und Personalrätin, übte Kritik mit der Adresse an die Bundesregierung, die mit Erdogan paktiert, der seinerseits die Grenze dicht macht und eine humanitäre Hifle für Rojava verhindert.
Das Fest 12 Jahre Montagsdemo wird vorbereitet – dazu sind am 15.8.2016 ab 17.30 Uhr mit Kundgebung, Kultur, Köstlichkeiten, Musik und Tanz alle herzlich eingeladen, auf der Bahnhofstr. vor Primark.