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Montagsdemo Bochum: Abgasskandal bei VW und anderen Automobilproduzenten: Eine Krähe hackt der anderen nicht die Augen aus

Abgasskandal bei VW und anderen Automobilproduzenten: Eine Krähe hackt der anderen nicht die Augen aus

Nach mehrmaliger Verschiebung wurde über den Abgasskandal bei VW und die Verknüpfung dieses Konzern mit der Bundesregierung auf der heutigen Montagsdemo diskutiert.

Zunächst wurde das Lied „Montagsdemo angesagt“ gesungen.

„Der Automobilhersteller VW hat eine Software eingebaut, die unter bestimmten Kriterien die Abgasreinigung manipulieren kann, weil das System der Messung sich ausschaltet. Diese Software ist auch bei anderen Autoherstellern verwandt worden“, leitete einer der Moderatoren die Debatte ein.

„Ich habe mir ein VW-Dieselfahrzeug angeschafft mit einem ‚Green Motor‘, der angeblich äußerst wenig Schadstoffe wie Co2 ausstößt. Tatsächlich werden jedoch ca. die 40fachen Mengen des klimaschädlichen Gases ausgestoßen als vom Hersteller behauptet wird. Ich fahre also mit einer ‚Giftschleuder‘ durch die Gegend“, berichtete ein Redner, „ich werde versuchen, VW ebenfalls zu verklagen“.

„Die Abgasmanipulation war den Politikern schon lange bekannt, doch es wurde nichts gegen die Verursacher unternommen. Erst als der Skandal im breiten Umfang publik wurde und (ausländische) Schadensersatzklagen gegen VW laufen, hat der Umweltminister Dobrindt etwas reagiert. Kein Wunder: Mehrere Regierungsmitglieder waren und sind im Aufsichtsrat bei VW, unter anderem Gabriel. Da ist es doch naheliegend, dass der Abgasskandal vertuscht werden soll. Außerdem hat VW den Mitarbeitern Prämien versprochen, die sich nicht zu der Manipulation der Abgaswerte äußern“, hieß es in einer weiteren Wortmeldung.

„Kurios ist, dass nicht andere Automobilkonzerne auf den Abgasskandal bei VW reagiert haben. Als Mitbewerber von VW hätten sie ihre Produkte als besonders schadstoffarm bewerben können und dass solche Software wie bei VW nicht eingesetzt wird. Auch die Konkurrenten von VW haben Dreck am Stecken, denn sie benutzen ähnliche Software wie VW. Das ist jetzt bei Opel (Zafira) bekannt geworden. Das Schlimmste ist: Die Schuldigen bleiben straffrei, während ein normaler Bürger bei ähnlichen schweren Umweltdelikten sofort inhaftiert würde“, schilderte ein weiterer Redner.

„Mich freut, dass ein Teil der Belegschaft von VW aus der angeblichen „Familie VW“ ausgeschieden ist und die Verschleierung des Abgasskandals nicht mitträgt“, äußerte sich eine Rednerin.

„Das Streben nach Profit geht buchstäblich über Leichen“, sagte ein Redner, „nicht nur bei VW und Co, sondern auch in anderen Bereichen werden Umweltaspekte ignoriert. Anstatt erneuerbare Energien zu fördern, setzen Konzerne wie Vattenfall, VW usw. auf fossile Energiearten und auf weitere Nutzung der Atomkraft. Die quälerische Massentierhaltung geht ungestraft ungehindert weiter, wie das Urteil des OLG Hamm im Fall der Kükenschredderung bewies“.

„Die größten ‚Verbündeten‘ des Kapitalismus sind die Korruption und die Spaltung“, stellte ein weiterer Redner fest“, das zeigt sich an den Prämien von VW für die Mitarbeiter“. „Ich sehe das nicht als Korruption an, wenn diese Mitarbeiter die Prämien annehmen, denn diese sind als Teil des ihnen nicht zuerkannten Entgelts zu verstehen“, hieß es in einer Antwort, „doch ist es Korruption, wenn Betriebsratsvorsitzende von VW mit tausenden Euros bestochen wurden, um die Interessen dieses Konzern nicht anzugreifen“.

Eine Rednerin ging auf das Kükenschreddern ein: „Ich kann es nicht verstehen, warum Tieren so etwas Schreckliches angetan wird. Das Tierschutzgesetz erlaubt zwar, Tiere zu töten, wenn es dafür einen stichhaltigen Grund gibt. Tierquälerei aus Profitgründen gehört bestimmt nicht dazu. Ich verstehe die Gerichte nicht, wenn solche barbarischen Tötungen von wehrlosen Tieren straffrei bleiben. Profit geht buchstäblich über (Tier)leichen. Ich habe mit einem Hund auch Negatives erlebt. Ich musste ins Krankenhaus und daher den bei mir lebenden Hund an einen Nachbarn abgeben. Dieser Nachbar ließ das Tier einen Moment unbeaufsichtigt (von der Leine) und der Hund entwischte. Er wurde aufgegriffen und in ein Tierheim gebracht. Ich fuhr sofort zu diesem Tierheim und wollte den Hund abholen. ‚Das geht nur gegen Zahlung von 150.00 Euro‘, teilte mir eine Mitarbeiterin des Tierheims mit. Auf mein Angebot von Ratenzahlungen ging man nicht ein. Ich war völlig verzweifelt und bat einen Montagsdemonstranten um Hilfe. Er lieh mir das erforderliche Geld und ich konnte den Hund auslösen. Das kann nicht korrekt sein, wenn man für das eigene Tier noch bezahlen muss. Hätte mir der Kollege nicht geholfen, wäre der Hund im Tierheim geblieben. Wir sollten recherchieren, ob das Tierheim berechtigt ist, angebliche Aufwandsentschädigungen in dieser Höhe für ein vorübergehend versorgtes Tier zu fordern“.

Alle stimmten zu.

Kurz vor Ende der Kundgebung äußerte sich ein Redner: „Das Beispiel der mutigen Mitarbeiter von VW, nicht den Kurs der Betriebsrat Spitze mitzutragen, sollte überall Schule machen, wo Unternehmen etwas vertuschen wollen. Dazu sind auch die Gewerkschaften bzw. deren Basis aufgerufen“.

Mit der Abschlusshymne endete die Kundgebung. Das Schwerpunktthema der nächsten Montagsdemo am 06.06.16 ist die „Rechtsvereinfachung“ von Hartz IV. Die Koordinierungsgruppe der Bundesweiten Montagsdemo ruft alle Montagsdemos im gesamten Bundesgebiet zu einem örtlichen Aktionstag gegen Hartz IV auf.

Am kommenden Donnerstag, 26.05.2016, findet um 11.00 Uhr eine Gedenkfeier für den verstorbenen Opel-Mitarbeiter und Montagsdemonstranten Uli Schreyer statt. Ort der Veranstaltung: Lichthof des Arbeiterbildungszentrums Koststr. 8, 45899 Gelsenkirchen.

Ulrich Achenbach
Moderator

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