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Donnerstagskundgebung Erfurt

Erfurter Donnerstagskundgebung gegen Hartz IV und zum Internationalen Frauentag –nicht nur mit guten Reden und Rosen…

Clara Zetkin hätte sich über die Veranstaltung gewiss gefreut. Denn sie belegte auch, wie wichtig und aktuell der Internationale Frauentag heute noch ist.

Jung und Alt, Frauen und Männer, Ausländer und Deutsche – vereint im Kampf gegen HartzIV und für Frauenrechte! Gleich zum Beginn erklingt das Lied „Brot und Rosen“, und

frische Rosen gibt es auch nach und nach für die Frauen. Dann versetzt der Auftritt der Erfurter Jugend-Musikgruppe „Jump Style Crew“ mit tollen Tänzen das Publikum in Begeisterung. Der Protest gegen Hartz IV als erster Schwerpunkt wird anhand der Unterschiede von Frauen- und Männerlöhnen artikuliert von einer Vertreterin des DGB.

Ebenso kommt die Vertretung der Initiative „Sozialforum Weimar“ zu Wort.

Anlässlich des bundesweiten Aktionstages „Auf Recht bestehen. Kein Sonderrecht im Jobcenter“ spricht dann Inge Hannemann, Angestellte beim Hamburger Job-Center. Sie erzählt, wie sie, als sie dort begann, Widerstand zu leisten, gerade als „Frau – klein und schmächtig“ schlecht gemacht wurde. Und sie ruft die Frauen auf, Selbstbewusstsein zu zeigen.

Der zweite Schwerpunkt ist eben der internationale. Die 50 bis 60 Teilnehmer sind sehr still, als eine Frau aus dem Vorstand des Mesopotamienvereins ihre schöne Stimme erhebt und mit Instrumentalbegleitung Lieder gegen den „Ehrenmord“ singt: etwa von einem Bruder, der auf Geheiß der Familie seine Schwester ermordet. Eine junge kämpferische Kurdin, vor kurzem noch in Kobane, ruft den Anwesenden zu: „Wir müssen den Kampf auf alle Bereiche des Lebens ausweiten! Wir müssen uns gegen den Einfluss der imperialistischen Politik auf die Lage der Frauen wehren, überall auf der Welt! Ich glaube, dass das auch ein Kampf ist, um die Welt zu retten!“

So was zu hören, kann ein aggressiver Rechter nicht vertragen, sondern, als er auch noch ein Plakat mit der Aufschrift: „Stoppt AfD, NPD und Pegida mit ihrem reaktionären Familien-Modell“ entdeckt, versucht er dessen Träger zu beleidigen, sogar handgreiflich zu werden und

auch das Plakat zu zerstören. Er wird von Teilnehmern weggejagt, erlaubt sich aber noch eine

Provokation gegen die Vertreterin der Linkspartei aus dem Landtag, Karola Stange, bis er sich

endlich, offensichtlich besoffen, vom Platz trollt. Leider nicht die einzige „Episode am Rande“. „Ich dachte, dein Weibchen ist schon weg“, meint ein Hochschullehrer zu einem Teilnehmer. Das „Weibchen“, das er meint, steht am Mikro und erklärt gerade, warum sie am

folgenden Tag zur Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen nach Nepal fährt. Und schließlich die

Erfahrung einer jungen Frau, die in einem anliegenden Cafè einen älteren Herrn belauscht, wie der sich aufregt: Wie weit es schon gekommen sei! Frauen auf der Straße hätten am Mikrofon gar nichts zu sagen, die sollten sich um ihre Küche kümmern!

Clara Zetkins erster Internationaler Frauentag ist nun 105 Jahre her. Das reaktionäre Familienmodell wollen gerade AfD, Pegida und ihre Nazi-Freunde mit allen Mitteln wieder salonfähig machen. Aber es wird ihnen angesichts der erstarkenden internationalen Frauenbewegung nicht gelingen. „Ich glaube, dass das kämpferische Potential sehr groß ist“,

sagte voller Stolz die junge Frau aus Kobane. Diesem Potential wird sich wohl das Bewusstsein vieler Männer – zumindest in den nächsten 105 Jahren – beugen müssen.

( 11.03.16 – Korr. EF)

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