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738. Gelsenkirchener Montagsdemo im Zeichen des Kampfs zur Rettung der Umwelt

Rund 60 TeilnehmerInnen und viele interessierte ZuhörerInnen kamen am 8. November 2021 auf dem Heinrich-König-Platz in Gelsenkirchen zusammen.

Ein würdiges und besonderes Gedenken gab es zum Auftakt mit Kerzen, weißen Rosen und eine Schweigeminute für die vielen tragisch verstorbenen Menschen, die im Moment die Öffentlichkeit in vielen Ländern bewegen:Erstens für den Hafenarbeiter Dimitris Daggli in Piräus, der bei einem furchtbaren durch unerträgliche Arbeitshetze verursachten Arbeitsunfall starb, was Auslöser des tagelangen und inzwischen siegreichen Streiks war.

Zum anderen gedachten die Montagsdemonstranten der schwangeren jungen Frau Isabella in Polen, die zu Tode kam wegen des rigorosen Abtreibungsrechtes und des Verschuldens reaktionärer Ärzte. Dazu gab es in Polen am Wochenende Massendemonstrationen. In das Gedenken eingeschlossen waren auch die vielen Opfer der Corona-Pandemie, die wegen des verfehlten und leichtsinnigen Krisenmanagements gestorben sind!

Eine Corona-Impfpflicht als Forderung bekommt immer mehr Zuspruch. Unter einem Teil der Bevölkerung gibt es dazu Kontroversen, aber unter den Zuhörern der Montagsdemo bekam sie viel Beifall: Als Positionierung, dass die Interessen der ganzen Bevölkerung geschützt werden müssen, und dass jede/r einen Beitrag dazu leistet. Dafür ist weiter viel Auseinandersetzung und Aufklärung nötig, um Impfgegner und Zögernde zu überzeugen.

Hauptthema der anschließenden Diskussion am offenen Mikrofon war der Widerstand für die Rettung der Umwelt vor der zerstörerischen Politik von Regierungen und Konzernen.

In vielen Beiträgen übten die Rednerinnen und Redner scharfe Kritik am Desaster des Klimagipfels in Glasgow. Die Zerstörung der Umwelt geht weiter über die des Klimas hinaus. Wir haben es heute mit qualitativen Sprüngen zu tun infolge des menschengemachten Treibhausaussstosses: Mittlerweile tauen die Permafrostböden in Sibirien auf und stoßen Unmengen von Methangas aus. Unsere Meere versauern, die Sauerstoffproduktion aus den Meeren ist schon zu 50 % zurückgegangen. Weder den zerstörten Urwald im Amazonas noch die abgeschmolzenen Gletscher kann man zurückholen.

Stefan Engel, MLPD, dazu: „Das einzig Gute an der Glasgower Konferenz ist die Tatsache, dass die Leute das Vertrauen in solche Konferenzen verlieren und sich immer mehr zeigt, dass sie unfähig sind, der Menschheit eine Zukunft zu bieten. Wir haben dieses Jahr den höchsten Treibhausgasausstoß, nach den Klimakonferenzen und dem Umweltgipfel seit 1992. Das sind alles nur Absichtserklärungen. Keine Regierung wird verpflichtet, irgendetwas zu tun. Es ist nicht 5 vor 12 sondern bereits 5 nach 12! Wer das heute nicht begreift, vergeht sich an der Zukunft unserer Kinder“.

Der öffentliche Sprecher von Kumpel für AUF, der Bergmann Christian Link, berichtete von der Vorbereitung der 3. Bergarbeiterkonferenz, die 2023 in Thüringen stattfinden wird. Dazu lud er alle Bergleute und mit dem Bergbau verbundenen Menschen ein. „Die Idee, die hinter der 1. Internationalen Bergarbeiterkonferenz in Peru steckte war: Es gibt auf der Welt 21 Mio. Bergleute. Wen die sich einig wären und dann gemeinsam mit dem Fuß aufstampften, wer solle sie aufhalten? Nur gemeinsam ist man stark, ob im Kampf um Arbeitsplätze oder im Kampf für eine gesunde Umwelt.“

Ein Kollege der internationalen Automobilarbeiterkonferenz berichtete über seine Kollegen, die bereit sind, für ihre eigenen Zukunftsinteressen zu kämpfen. Dabei gehören Arbeitsplätze und Umweltschutz zusammen! Dazu gehört auch der Kampf für Ersatzarbeitsplätze und für Arbeitszeitverkürzung und die 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich.

Günter Wagner, Facharzt für Allgemeinmedizin, machte auf eine laufende PCB-Studie aufmerksam, die von der Bewegung Kumpel für AUF initiiert worden ist und noch bis Ende November läuft. Hieran können alle Bergleute teilnehmen, die jemals unter Tage gearbeitet haben. „Bisherige Ergebnisse zeigen, dass alle Kumpel, die Giftmüll unter Tage einlagern mussten, stark mit Schwermetallen belastet sind.“ Günter Wagner forderte alle auf, weitere Bergleute für die Teilnahme an dieser Studie zu gewinnen, um mit den Ergebnissen für die Gesundheit der Betroffenen kämpfen zu können.

Am offenen Mikrofon und in Gesprächen am Rande gab es interessante Auseinandersetzungen. Die Ampelkoalition wurde kritisch beleuchtet und die Umweltpolitik der Stadt Gelsenkirchen kritisiert. Dazu Ingrid Lettmann, AUF Gelsenkirchen: “Was BP und Uniper an Treibhausgasen ausstoßen, ist das 7-fache des Automobilausstausses in ganz Gelsenkirchen. Das wird aber nicht gemessen. Wir fordern, dass diese Emissionen gemessen und gestoppt werden!“

Eine Passantin ergriff das Wort: „Wie sollen wir hier was bewegen, wir, die einzeln sind, gegen die da oben. Wir haben doch nichts zu sagen. Auf uns hört man nicht. Außer wir gehen zu Hunderten, zu Tausenden vor das Hand Sachs Haus und sagen ihnen da unsere Meinung.“

Die Montagsdemo ist genau der richtige Ort, um zusammen aktiv zu werden. Sie setzte seit 2004 immer wieder kämpferische Zeichen und hat schon viele Regierungen überlebt. Sie wird weiter den Widerstand für die Rettung der Umwelt vor der Profitwirtschaft organisieren, für die sofortige Stilllegung aller AKW weltweit auf Kosten der Betreiber. Mit dem Lied und der Mahnung zu Fukushima endete die Aktion, die das Bewusstsein über die Hintergründe und Umweltverbrecher schärfte und Mut machte, sich zu engagieren.

Thomas Kistermann und Martina Reichmann

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