Der 25. November, der „internationale Kampftag gegen Gewalt an Frauen“, war in Heidelberg hart erkämpft. Es sprachen 6 tolle erfahrene und mutige Frauen auf der Kundgebung am Anatomiegarten direkt neben der Fußgängerzone. Im Aufruf, dessen Verteilen von der Polizei wegen der Pandemie barsch „keine Diskussion“ und lauter Androhung einer „Strafanzeige“ verboten wurde, heißt es unter anderem:.„Weil wir nicht schweigen wollen, sondern NEIN sagen zu Gewalt gegen Frauen, gerade auch in der CORONA – PANDEMIE“ …14.000 Plätze fehlen in Frauenhäusern. Corona-Pandemie und Weltwirtschafts- und Finanzkrise verschärfen die Gewalt gegen Frauen dramatisch. Weltweit sind Millionen Menschen abgeschnitten vom gesellschaftlichen Leben unter anderem auch durch Flucht. Die Zerreißprobe vieler Familien lastet hauptsächlich auf den Schultern der Frauen.“ Es sprachen:
Sahra Mirrow Stadträtin der Partei die LINKE und Sprecherin LAG der Frauen Baden-Württemberg
Dorothea Lohmann Sprecherin für die MLPD (Marxistisch Leninistische Partei Deutschland) Kreis Rhein-Neckar, Sozialpädagogin und ehemalige Personalratsvorsitzende in einem Amt der Stadt Mannheim
Hilde Stolz langjährige Stadträtin für die Bunte Linke Heidelberg und ehrenamtlich tätig beim Frauennotruf Heidelberg der über sie ebenfalls solidarische Grüße aussprach.
Vera Würmell Üsoligenial (Überparteiliche Solidarität gegen Sozialabbau ) Heidelberg Rhein Neckar, Altenpflegerin ehemals MAV Vorsitzende (Betriebsrat mit weniger Rechte bei der Kirche), Hospiz Erfahrung, Montagsaktivistin und Künstlerin.
Marlene Hölz privat Gast in Heidelberg, 18 Jahre Ortsbürgermeisterin und Gleichstellungsbeauftragte in ihrer Verbandsgemeinde und nicht zuletzt:
Sigrid Zweygart-Pérez, Pfarrerin,Christus-Luther-Markus-Gemeinde Heidelberg,Pfarrerin für Flucht und Migration, Diakoniepfarrerin und in der Seebrücke Heidelberg aktiv. Sie konnte leider nicht direkt dabei sein, weil sie in freiwilliger Quarantäne bleiben wollte, um ein weiteres negatives Test-Ergebnis abzuwarten. Ihre Rede wurde vom Anmelder und Moderator Matz Müllerschön verlesen.
Schon im Vorfeld hat die Stadtverwaltung einen „Gänsemarsch“ mit Mund- Nasenschutz und Abstand in der Heidelberger Hauptstraße sprich Fußgängerzone bei der Kampagne „AufRECHT bestehen 100 € sofort auf den Regelsatz und 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich“ verboten. Da es im Ordnungsamt einen personellen Wechsel gab, hatten wir uns im Kooperationsgespräch bzw. den Nachverhandlungen in harten, aber sachlich kontroversen Gesprächen auf den gut geeigneten Anatomiegarten geeinigt. Dort erreichten wir die Menschen und gleichzeitig konnten wir die auch von uns gewollten Pandemievorkehrungen einhalten.
In dem breiten, fachlich und politisch, ja hochqualifizierten Bündnis für diesen Tag wurden die verschiedensten Aspekte von Gewalt an Frauen aufgezeigt, dokumentiert und individuelle bis gesellschaftliche Lösungen präsentiert.
Es zeigten sich trotz unterschiedlicher Ansätze aus unserem Selbstverständnis einige wichtige Gemeinsamkeiten.
- Gegen Gewalt an Frauen darf es keinerlei Toleranz geben. Es muss hart bestraft werden und ein Mord ist und bleibt ein Mord und ist keine verniedlichende Beziehungstat.
- Es geht hier nicht um einen Kampf Frau gegen Mann, sondern es müssen gesellschaftliche Hintergründe analysiert und beseitigt werden, die die Gewalt begünstigen. Frauen und Männer müssen gemeinsam die Gewalt gegen Frauen verurteilen und dagegen angehen. (Es freute mich, dass auch etliche Männer da waren.)
- Wir brauchen eine breite Zusammenarbeit der verschiedensten politischen und gesellschaftlichen Kräfte wie wir es in Heidelberg, wieder erfolgreich hinbekommen haben, um unsere Forderungen gegen die staatlichen Institutionen erfolgreich durchsetzen zu können, und dabei dürfen wir uns nicht spalten lassen.
Weil aus der Kundgebung heraus bzw. vom Informationsstand unser Flugblatt „gegen Gewalt an Frauen“ mit sterilen Gummi-Handschuhen und Mund- Nasenschutz an die interessierten Heidelbergerinnen und Heidelberger zu Beginn verteilt wurde, wurde der Kundgebungsanmelder vom Einsatzleiter der Polizei heftig angegangen. Er zeigte auf die 7 seitige „Verfügung“ * und teilte mit, dass das „händige Verteilen von Flugblättern“ verboten sei. Der Moderator entgegnete sachlich, dass dies nicht „händig“, sondern „gummihandschuhig“ hygienisch einwandfrei verteilt wird. Da gab es jedoch nur noch ein Argument“ mit ihnen diskutiere ich nicht“. Der Moderator erlaubte auch noch darauf hinzuweisen, dass genau nebenan leckere Bratwürste „händig“ übergeben werden. Das war dem Einsatzleiter Zuviel. Er drohte unmittelbar und aggressiv mit einer Strafanzeige, um die Diskussion abrupt zu beenden. Um die Sache nicht unnötig zu eskalieren, sagte der Moderator laut und deutlich „natürlich halten wir uns daran, dass müssen wir an anderer Stelle austragen“. Doch unmittelbar danach standen kurzfristig 3 Polizeiautos da und 3 Sicherheitsleute patrouillierten zu Fuß vorbei. So standen kurzfristig 9 Ordnungskräfte den 20 – 25 friedlichen Kundgebungsteilnehmer*innen (es waren 30 Teilnehmer*innen erlaubt) gegenüber die auf den „Tag gegen Gewalt an Frauen“ aufmerksam machten. Wir sagen mehr als überzogen. Manche Teilnehmer*innen fühlten sich dadurch eingeschüchtert. Soviel Polizei, Autos und Ordnungskräfte auf der Fußgängerzone auf der wir den “ Gänsemarsch“ trotz Präventionsmaßnahmen gegen Corona verboten bekommen haben.
Wir behalfen uns selbst und stellten den runden Hochtisch auf die Hauptstraße damit sich die Bevölkerung dort das Flugblatt einfach wegnehmen konnte und wir machten mehrmals darauf aufmerksam, dass sie die leckere Bratwurst nebenan „händig“ bekommen und in den Mund stecken dürfen, aber ein Flugblatt mit Gummihandschuhe und Mund-Nasenschutz zur Gewalt an Frauen wegen Corona nicht.
Wir meinen, dass dieses Vorgehen der Polizei „Wasser auf die Mühlen der Pandemieleugner ist“ wie es eine Teilnehmerin formulierte.
So darf die Meinungs- und Pressefreiheit nicht untergraben werden.Hierbei ist anzumerken, dass in Düsseldorf das Ordnungsamt zusammen mit einem Promotion-Team Flugblätter zur Information gegen Corona in der Fußgängerzone verteilt hat.
Erfreulich war, dass die RNZ auf den Tag und Kundgebung hingewiesen hat und auch eine Redakteurin schickte. Es irritiert uns allerdings sehr, dass sie über diesen besonderen Tag und die gelungene Aktion weder am Tag danach, noch in der jetzigen Wochenendausgabe berichtet hat.
Wir wollen deshalb die verschiedenen Reden auf der Homepage „Stadtpolitik- Heidelberg.de“ veröffentlichen. Auch der große Montagsdemo Tisch, auf dem alle Gruppen, Vereine, Parteien Infos mitbringen durften gaben die Möglichkeit sich grundsätzlicher über die Perspektive um eine befreite Gesellschaft zu informieren und auseinander zu setzen. An diesem Tag waren es überwiegend Literatur und Infos vom überparteilichen Frauenverband Courgage und der Aufforderung sich über Parteigrenzen noch mehr zusammenzuschließen.
Ein herzliches Danke schön an die „6 tollen, erfahrenen und mutigen Frauen“ im Namen von Üsoligenial Heidelberg Rhein Neckar e.V, natürlich auch an alle, die am Erfolg beteiligt waren namentlich auch die Gewerkschaft Verdi Rhein Neckar. Vielleicht sehen wir uns auf der Montagsdemo in HD, 18:00 Uhr Bismarckplatz bald wieder.