An den sieben regionalen Herbstdemonstrationen gegen die Regierungspolitik am 10. Oktober in Berlin, Düsseldorf, Erfurt, Hamburg, Hannover, Leipzig und Stuttgart beteiligten sich insgesamt über 1000 Menschen. Und hinter jeder Demonstrantin, jedem Demonstranten standen viele weitere. Sie repräsentierten Belegschaften, fortschrittliche und revolutionäre Organisationen und Bewegungen. Tausende wurden erreicht und hörten zeitweise zu. Aufgerufen zu den Demonstrationen hatten unter dem Motto „Krisenabwälzung auf die Bevölkerung – nicht mit uns!“ die Bundesweite Montagsdemobewegung und das Internationalistische Bündnis.
Die Demonstrationen waren vielfältig, kämpferisch und optimistisch. Lebendig und überzeugend wurde deutlich, dass die Montagsdemobewegung, die seit 2004 montags in bundesweit noch über 60 Städten aktiv ist, das soziale, ökologische und internationalistische Gewissen ist. Das Rednerspektrum ging von fortschrittlichen Kommunalwahlbündnissen wie AUF Gelsenkirchen und FÜR Esslingen, über Flüchtlinge, Vertreter von Migrantenorganisationen, die Mediziner-Plattform im Internationalistischen Bündnis, Automobilarbeiter, der Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF, ver.di-Aktivistinnen, die im Tarifkampf stehen, Revolutionäre von der MLPD, Frauen des Frauenverbands Courage, Vertreter der Seenotrettung-Bewegung, Antifaschisten aus Essen, die die faschistischen Strukturen in der Polizei und Verfassungsschutz aufdeckten, Umweltkämpfer, Kinder von den Rotfüchsen und Jugendliche vom REBELL. Gerade in der Zeit großer gesellschaftlicher Veränderungen, der tiefen Weltwirtschaftskrise und der gefährlichen Corona-Pandemie sind die Montagsdemobewegung und das Internationalistische Bündnis als zusammenschließende und solidarische Bewegungen unverzichtbar.
Doch das gefällt Großkonzernen und Regierung, die den organisierten Widerstand gegen ihre Politik verhindern und spalten wollen mit antikommunistischer Verunglimpfung und Unterdrückung. Integraler Bestandteil aller regionalen Demonstrationen war deshalb die Bekanntmachung und Förderung der Bewegung „Gib Antikommunismus keine Chance!“. Hunderte Gespräche wurden dazu geführt und Unterschriften für den überparteilichen Aufruf gesammelt.
Es war genau richtig, die diesjährige Herbstdemonstration der Bundesweiten Montagsdemo und des Internationalistischen Bündnisses insbesondere aufgrund der Corona-Entwicklung regional auszurichten. Die Montagsdemos bewiesen mal wieder, dass sie gut organisiert und flexibel sind. Kurzerhand wurden neben Berlin, Düsseldorf und Stuttgart weitere Demonstrationen in Hamburg, Hannover, Leipzig und Erfurt organisiert. Die Koordinierungsgruppe der Bundesweiten Montagsdemo gratuliert allen Beteiligten zu den erfolgreichen sieben Demonstrationen und Kundgebungen!
Entgegen der von der Regierung und den Medien verbreiteten Stimmung, in anderen Ländern sei die Situation ja schließlich noch schlimmer und aufgrund der Corona-Krise müsse halt Jeder Einbußen hinnehmen, machten die DemonstrantInnen ihre eigene Rechnung auf. Und diskutierten dazu engagiert auf ihren Kundgebungen und mit Passanten. Wir akzeptieren nicht, dass während die Armut von Millionen Menschen wächst, gleichzeitig Großkonzerne Milliarden Steuergelder bekommen und kurz darauf Massenentlassungen betreiben. Und gleichzeitig die Zahl der Milliardäre und ihres Vermögens steigt. 1,1 Billionen Euro besitzen die 1000 reichsten Deutschen. Die Reallöhne sind dagegen im zweiten Halbjahr 2020 um 4,7% gegenüber dem Vorjahr gesunken. Gabi Fechtner, Vorsitzende der MLPD, sprach vielen aus dem Herzen als sie in Düsseldorf zu dem Kampf zwischen Arm und Reich sagte, „wir hier, die die Unterdrückten, die Ausgebeuteten und auch Armen darstellen, sind nicht bereit die Segel in diesem Kampf zu streichen. Ich sage immer, wer zuletzt lacht, lacht am besten und dieser Klassenkampf ist noch nicht zu Ende geführt“.
Die Demonstrationen standen im Zeichen der Arbeitersolidarität und des Kampfs um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz. In Stuttgart und Düsseldorf sprachen Vertreter der Daimlerbelegschaften, Ein gewerkschaftlicher Vertrauensmann bei Daimler berichtet, dass in Düsseldorf die komplette Nachtschicht gestrichen werden soll, indem über 1000 Leiharbeiter entlassen werden sollen: „Auch in Stuttgart und Berlin sollen massenhaft Arbeitsplätze vernichtet werden. Daimler greift uns alle an. Deshalb müssen wir auch alle gemeinsam in einem konzernweiten Streik kämpfen.“ Er berichtete, dass sich aus der Stimmung „daran kann man nichts ändern“ mittlerweile eine zunehmende Entschlossenheit entwickelt: „Nein, wir lassen das nicht zu! Alle Leiharbeiter müssen übernommen werden.“ Einer der betroffenen Leiharbeiter rief vom Lautsprecherwagen: „Wir müssen die Arbeit niederlegen, damit sie das richtig spüren.“ In Berlin sprachen Siemenskollegen, in Hamburg Airbus-Beschäftigte.
Aber auch im Öffentlichen Dienst rumort es. Kolleginnen von Verdi griffen die Heuchelei der Regierung an, die öffentlichkeitswirksam lobende Worte über den Einsatz der „Helden“ während der Corona-Pandemie in den Kliniken, Altenheimen usw. vergaben. Jetzt wo es um eine Lohnerhöhung geht in der laufenden Tarifrunde, wollen sie davon nichts mehr wissen. Die Kollegin forderte die Teilnehmer der Demo auf, die Streikenden bei ihren Warnstreiks zu besuchen und sich solidarisch zu erklären.
Die Demonstrationen vereinten Flüchtlinge und Flüchtlingshelfer. Vertreter vom „Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in Solidarität International“ prangerten die Zustände in den Flüchtlingslagern und die reaktionäre Flüchtlingspolitik der EU an. Eindringlich wurde in mehreren Beiträgen die Kumpanei der deutschen Bundesregierung mit reaktionären und faschistischen Regimen wie in der Türkei oder im Iran angeprangert. „Hoch die internationale Solidarität“ schalte es aus hunderten Kehlen.