Danke allen, die die heutige Montagsdemo ermöglicht haben! Heute vor allem all den Passantinnen und Passanten, die mutig das Wort ergriffen und die durchweg keinerlei Aufschwung – außer der Arbeitslosenzahl – in den nächsten Monaten, sogar Jahren erwarten – entgegen den Prognosen der Bundesregierung.
Aber auch für‘s Zur-Verfügung-stellen der wunderbaren Texte von Frau Moshgan Ebrahimi aus der aktuellen Lesung des Theaters Überzwerg.
Hier eine Kostprobe, die bei der Montagsdemo heute verlesen wurde:
Mein Name
Ihr hört meinen Namen
und vermietet mir eure Wohnung nicht.
Ihr hört meinen Namen
und schickt eure Kinder in eine andere Klasse.
Ihr hört meinen Namen
und gebt mir den Job nicht.
Ihr hört meinen Namen
und wählt mich nicht in euren Vorstand.
Ihr hört meinen Namen
und denkt an Clan-Kriminalität.
Ihr hört meinen Namen
und macht mich zum ewigen Migranten.
Ist das Unachtsamkeit?
Ist das Gedankenlosigkeit?
Ist das Rassismus?
Mit meinem Namen ist das Alltag.
Die Arbeitslosigkeit, (im Regionalverband um mehr als 3.000 Menschen seit April gestiegen), die Erfahrungen mit Altersarmut (nach 45 Jahren als Verkäuferin bleibt auch die neue Grundrente unter 1.000.-€), der ‚Saarbrücker Tafel‘ (die 3.-€ / 4.-€ Kosten pro Person und Ausgabe werden durch die schlechte Qualität der Lebensmittel seit längerem nicht aufgewogen) , dem Krankenhaussystem der BRD (wer sagt, denn, dass Gesundheit profitabel sein muss?) und der Situation von Leiharbeitern während der Pandemie (du landest ruckzuck in Kurzarbeit, weil die Ausleih-Firma dich abbestellt) waren heute so unmittelbar präsent auf der Montagsdemo wie länger nicht zuvor – alles stand in der Kritik. Es lohnt sich, dabei zu sein und aus erster Hand diese Fülle der Anklage zu hören, dazu beizutragen!
Was zu tun ist angesichts des klaffenden Grabens zwischen Milliardengeschenken an die Konzerne und Finanz-Skandalen (Stichworte: Wire-Card, Corona-Gewinner) auf der einen Seite und der Bevölkerung auf der anderen Seite (Stichwort: 300.-€ Kinderbonus-Einmalzahlung sind kaum ein Tropfen auf den heißen Stein) – dazu gab es viel Unsicherheit, aber auch kompetente Antworten. Wie gesagt, wer live dabei ist, lernt viel!
Vorgestellt wurde ein Projekt der MLPD, die anlässlich der 75 Jahre Befreiung vom Faschismus gemeinsam mit allen AntifaschistInnen für Anfang Oktober in Saarbrücken eine Gedenkveranstaltung vorbereiten wird für Wendel Schorr, dem kommunistischen Arbeiter, Widerstandskämpfer, Stadtrat von Saarbrücken, der 1944 im KZ Ravensbrück umkam. Rückfragen auch gerne über die Montagsdemo-email-Adresse. Dazu passte auch, dass die Montagsdemo eine Solidaritäts-Erklärung für Eva Wanneck – ehemalige Lehrerin in Saarbrücken – beschloss, die als Lehrerin der Anne-Frank-Schule in Gladbeck mit faschistischen Schmähungen, Bedrohungen überzogen wird und Tatenlosigkeit seitens der Behörden ausgesetzt ist. Keinen Fußbreit dem Faschismus!
Ein wichtiger Redebeitrag befasste sich mit dem schlechten Zustand der Straßen in Saarbrücken – auch aus aktuellem Anlass: ein Kabel über den Platz vor der Europa-Galerie war heute derart unsicher verlegt, dass unsere liebe ‚Ältere Dame der Montagsdemo‘ auf dem Weg dahin stürzte und vom Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht werden musste. Gute Besserung, C.!!!!
Die 475. Montagsdemo ist am 05.10. 2020 – Startschuss für unsere Teilnahme an der regionalen Herbstdemo in Stuttgart am 10.10.2020. Dazu in den nächsten Tagen mehr.
Die Vorbereitungsgruppe ist am Freitag, den 02.10. um 15:00 im Café Jedermann.