Am 10. August 2020 erlebten rund 100 Gäste auf dem Neumarktplatz ein mitreißendes Fest mit internationaler Zusammensetzung, davon viele Interessierte vor allem unter jungen Leuten und ZuhörerInnen in den umliegenden Cafés. Wegen Corona war keine Party mit DJ und Tanz möglich wie sonst, aber es wurde ein tolles Jubiläum – bei heißen Temperaturen mit kühlen Getränken, Kultur und Leckereien. Thomas Kistermann und Monika Gärtner-Engel, beide seit 2004 dabei, führten als Moderatoren durchs Programm.
Lieder und Redebeiträge spannten den Bogen durch das vergangene Jahr und bis zu den Anfängen der Montagsdemo. Ausgangspunkt in Westdeutschland war Gelsenkirchen, wo Monika Gärtner-Engel und Manuela Reichmann von AUF 2004 initiativ wurden, wo bis zu 5000 Menschen durch die Bahnhofstraße zogen mit der Losung „Weg mit Hartz IV“. Doch eigentlich reichen die Wurzeln noch tiefer, in den 1990er Jahren entstand die Protestbewegung gegen den Jugoslawienkrieg – auch mit Montagsdemonstrationen!
Was für eine unwürdige Debatte, die gerade um die Aufstockung von Hartz IV läuft! Die Regelsätze sollen um ganze 7 Euro erhöht werden, für Kinder um 28 Euro. Ein lächerlicher Betrag, jeder weiß, wie allein die Lebensmittelpreise gestiegen sind. Christiane Link, MLPD kritisierte, wie die Regierungskommission berechnet, was ein Mensch zum Leben braucht. „Grade mal 1,58 Euro für Bildungskurse – ein Affront für die Menschen in unserer Stadt, wo die Arbeitslosenquote weiter auf 16 % gestiegen ist. Eine Unverschämtheit angesichts der Tatsache, dass Konzerne, die Arbeiter entlassen, 600 Milliarden von der Regierung kassieren. Wir sagen: Weg mit dem Hartz IV-Elend, das besonders für Kinder und Jugendliche den Weg in die Armut vorzeichnet. Wir geben keine Ruhe. Schluss mit der Abwälzung der Krisenlasten auf uns!“
Die Montagsdemo Gelsenkirchen und Arbeitersolidarität gehören untrennbar zusammen, das ist bekannt unter den Gelsenkirchener Belegschaften. Wer kämpfen will und Solidarität braucht, ist hier genau richtig. Kollegen wie der Bergmann Christian Link, der den Giftmüllskandal aufdeckte, der unbestechliche Gewerkschafter Gerd Labatzki und Toni Lenz von AUF Gelsenkirchen ergriffen das Wort für einen mutigen kämpferischen Weg. „Um uns selber müssen wir uns selber kümmern.“
Jan Specht, Stadtverordneter und Spitzenkandidat von AUF Gelsenkirchen, hob die Bedeutung der Montagsdemo hervor: „Wir waren Vorreiter beim Mindestlohn, gegen Hartz IV, für die Arbeitszeitreduzierung. Ich wurde vor Kurzem gefragt, bringt das denn was mit der Montagsdemo seit 16 Jahren, trifft sich nicht nur der harte Kern? Ich finde beides gut, den fest zusammen gewachsenen Kern, auf den bei Minustemperaturen und Hitze, in jeder Situation Verlass ist. Und die Solidarität und Unterstützung, wenn Leute etwas auf dem Herzen haben. Die Montagsdemo war immer da, wenn Brennpunkte entstanden wie die Katastrophe von Fukushima, wie der Kampf gegen europaweite Niedriglöhne, wie die Wohnsitzauflage für Geflüchtete. Die Montagsdemo greift es auf, wenn die Palästinenser gegen die Bombardierung des Gaza-Streifens protestierten und wenn die Kurden den Widerstand gegen den faschistischen IS-Einmarsch organisieren. Sie ist als soziales Gewissen ist unverzichtbar.“
Die Montagsdemo ist zwar gereift und immerhin schon 16, aber sie ist unverkennbar jung und fest mit der Jugend verbunden. Dafür sprach Celina Jacobs vom Jugendverband Rebell. Sie ist gleichzeitig jüngste Kandidatin für die Wahl von AUF Gelsenkirchen. Sie initiierte in GE die fridays for future. „Am 28. August werden wir als Jugendverband für die Rebellion gegen Rassismus und Antikommunismus am weltweiten Protest-Tag auf die Straße gehen und laden die Montagsdemonstranten alle herzlich dazu ein.“
Mit Mindest-Abstand, aber umso mehr Elan gab es zum Schluss heiße Klänge und eine Tanzeinlage mit der Sport-Trainerin Petra Polz-Waßong. Die Gäste ließen sich nicht lang bitten … diesen Schwung nimmt die Montagsdemo Gelsenkirchen mit in ihr nächstes Jahr.