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Pressemeldung zur 472. Saarbrücker Montagsdemo am 06.07.2020

Die Jugend kriegt die Krise – nicht auf unserem Rücken!“, in Anlehnung an den Titel der aktuellen ver.di-Zeitung hat die heutige Montagsdemo in Saarbrücken den Schwerpunkt auf den gemeinsamen Kampf von Jung und Alt gegen die Jugendarbeitslosigkeit gelegt. Leider sind ein paar Jugendliche, die eigentlich hatten selbst berichten wollen, nicht aufgetaucht – dennoch blieben Gruppen Jugendlicher oft länger stehen, nickten beipflichtend. 

Wenn Anfang Juni noch offiziell 1.642 (!) Jugendliche im Raum Saarbrücken einen Ausbildungsplatz suchten, bedeutet das ganz klar: höchstwahrscheinlich werden sie leer ausgehen – das neue Lehrjahr beginnt ja schon im August / September. Mehr als die Hälfte von ihnen haben schon für das letzte Lehrjahr keinen Ausbildungsplatz gefunden. Dramatisch. Das bedeutet ja auch, dass sie ein ganzes Jahr lang werden daheim rum sitzen müssen, denn unterm Jahr kann man nur ausnahmsweise nachrücken. Befristete und Leiharbeiter sind ohne Job, fast alle Firmen kürzen Stellen“, eröffnete die Moderatorin.

Es gab viele gut vorbereitete Redebeiträge zu dem Thema und es wurde ziemlich deutlich, dass wir ein Riesenproblem haben in der kapitalistischen Gesellschaft: Wer so mit der Jugend umgeht, hat selbst keine Zukunft.

Anscheinend ist die ‚eleganteste Lösung‘, Arbeitsplätze zu vernichten, die, bereits bei den Schulabgängern anzufangen, die noch keinerlei Kampferfahrung haben, nicht organisiert sind – ein Grund mehr, die Montagsdemo zu verstärken und zu nutzen.

Auch die Studierenden stehen schlecht da – die Hälfte von ihnen hat ihre dringend benötigten Nebenjobs verloren“.

Wir brauchen aufgeweckte Jugendliche, die ihren eigenen Kopf gebrauchen. Eltern müssen Vorbild sein, Kinder dürfen nicht geschlagen und gedrillt werden“, sagte eine ältere Teilnehmerin. „Ich selbst hatte es nicht leicht in meiner Jugend, aber es hat mir sehr geholfen, dass ich einen Beruf lernen konnte. Ihr müsst hier mitmachen, Leute,“, rief ein teilnehmender Radler die umstehenden Jugendlichen auf.

ZF hat den Azubis, die 2019 begonnen haben, erstmals angekündigt, sie nur befristet für 1 Jahr zu übernehmen. Das passt zum Gesamtplan, wonach spätestens ab 2022 weit über 1.800 Arbeitsplätze vernichtet werden sollen. Eine Rednerin stellte dazu die Forderung nach einer Ausbildungsquote in Großbetrieben von 10% der Beschäftigten auf – „bei ZF sind es bisher unter 3%“.

Es liegt im Ermessen der Jobcenter, ob sie jungen Arbeitslosen bis 25 Jahre in sehr wenigen gesetzlich geregelten Ausnahmen gnädig ‚erlauben‘, von zuhause auszuziehen. Das bedeutet, du bist Teil der Bedarfsgemeinschaft, falls deine Familie arm ist. Hast in der elterlichen Wohnung zu leben – auch wenn du schon jahrelang erwachsen und eigentlich ‚flügge‘ bist. Hältst Du Dich da nicht dran, gibt‘s Entzug von Hartz IV / Sanktionen. Heisst: Wenn Dein Vater z.b. beim Halberg arbeitslos wurde und du findest in der Krise nichts – ist deine Zukunft schon vermasselt, also: nutz‘ die freie Zeit für Widerstand.“

Zwei weitere wichtige Redebeiträge: einer zum Brand in einem iranischen Atomkraftwerk, dessen Ursache einige Fragen aufwerfe. Ein anderer zur Notwenigkeit, all die reaktionären, auf Spaltung kalkulierten Einflüsse wie Rassismus, Antisemitismus, Antikommunismus zu durchschauen und zu überwinden – sie alle als Hindernisse auf dem Weg zu einem konsequenten Zusammenschluss, den wir dringend brauchen.

Die nächste Montagsdemo soll wieder als ‚richtige‘ Demo stattfinden, und zwar am 3. August. Start bei der Europa-Galerie. Das Vorbereitungstreffen ist am Freitag, den 31.07. um 15:00 im Cafe Jederman.

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