Die Koordinierungsgruppe der Bundesweiten Montagsdemo schlägt vor, die Ausbildungsplatzsituation und den Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit zum bundesweiten Schwerpunkt der nächsten Montagsdemos im Juli zu machen.
In einer Umfrage von www.ausbildung.de vom 8. Mai 2020 unter 700 Azubis und 1.700 Schülern äußerten 59 Prozent aller Ausbildungsbewerber Angst, dass sie „aufgrund der Corona-Krise“ keinen Ausbildungsplatz bekommen. Laut IG Metall haben 8 Prozent der Betriebe angekündigt, dass es zu „Problemen“ bei der Übernahme von Azubis komme.
Der Jugendverband REBELL schreibt in einer Pressemitteilung: „Die Anzahl der von den Unternehmen angebotenen Ausbildungsplätze ist nach offiziellen Angaben der Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) im Mai um acht Prozent im Vergleich zum Mai 2019 gesunken. Der Bericht gibt an, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen von 2018 zu 2019 um ca. 1% gestiegen ist. Er verschweigt aber, dass mit der Weltwirtschaftskrise 2008 das Angebot an Ausbildungsplätzen um 10% eingebrochen war und heute noch 10% unter dem Niveau von 2009 liegt. Die Ausbildungsquote in den Großbetrieben liegt gerade mal bei 4,2%, im Jahr 2007 waren es noch 5,6%. Offiziell suchten 2019 73.700 Jugendliche vergeblich einen Ausbildungsplatz. Gleichzeitig wurden Maßnahmen des sogenannten „Übergangsbereich“ seit 2013 von 160.000 Plätzen auf 300.000 im Jahr 2019 fast verdoppelt. Die jungen Menschen ohne Berufsabschluss und aus dem „Übergangsbereich“ machen den größten Teil der Leiharbeiter, Werksverträgler und Minijobber aus“.
Seit dem Ausbruch der neuen Weltwirtschaftskrise setzte spätestens 2019 bei den Großkonzernen eine rapide Vernichtung der Ausbildungsplätze ein: -38 Prozent von 2018 auf 2019; Opel: -60 Prozent von 2017 auf 2019; VW: -18 Prozent von 2019 auf 2020. Dieser dramatische Rückgang bei Ausbildungsplätzen steht v.a. im Zusammenhang mit der aktuellen Weltwirtschafts- und Finanzkrise, die durch die Corona-Pandemie jetzt verstärkt wird. Wie in den Schulen dieser Tage offenkundig wird, dass schon lange Lehrer fehlen, so tritt offener zum Vorschein, wie Ausbildungsplätze systematisch abgebaut wurden. 2020 sind 2,1 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren ohne Berufsabschluss – mehr als je zuvor. Von den etablierten Parteien und den Medien wird meist nur die Gesamtzahl offener Lehrstellen mit der Gesamtzahl Ausbildungssuchender verglichen. Damit wir der Abbau von Ausbildungsplätzen in der Industrie aber auch im Öffentlichen Dienst verdeckt. Und was nützt einem Jugendlichen aus NRW oder Brandenburg eine Ausbildungsstelle in Bayern weit weg von seinem Umfeld und wo er vielleicht überhaupt keine Wohnung findet.
Es ist Fakt, dass die Jugend überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen ist. Sie braucht die Solidarität aller Beschäftigten. Die Jugend zeigt in den letzten Wochen und Monaten, ob in den großen Demonstrationen gegen die Umweltzerstörung oder jetzt weltweit gegen Rassismus und Faschismus, dass sie rebellieren kann und will. Sie ist zunehmend interessiert über alternative Systeme zum Kapitalismus zu diskutieren, indem der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht der Profit. Die Jugend braucht Zukunft!
Die Bundesweite Montagsdemo fordert u.a.: 10% Ausbildungsquote in Großkonzernen und unbefristete Übernahme nach der Ausbildung!
Das Thema ist auch geeignet, Jugendliche für die Montagsdemo zu interessieren und zu gewinnen. Wendet euch zur Vorbereitung an die Jugendlichen des REBELL und lasst euch gemeinsam jugendgemäße Aktionen einfallen. Kontaktiert Jugendauszubildendenvertretungen und die Gewerkschaftsjugend und natürlich auch die örtlichen Gewerkschaftsgliederungen insgesamt und ladet sie ein. Wendet euch auch an die Leiter der ARGE und Jocenter. Macht die Montagsdemo und das Thema Ausbildungsplätze zum Thema in den Betrieben und organisiert Belegschaftsdelegationen. Jede Montagsdemo sollte eine kleine Recherche im Vorfeld machen, um die konkrete Situation in der jeweiligen Stadt zu untersuchen. Und natürlich eine entsprechende Pressearbeit.
Wir werden von der Koordinierungsgruppe Ende nächster Woche eine Pressemitteilung machen und darin auch die jeweiligen Montagsdemos ankündigen. (…)
Viel Erfolg und viele Grüße! Für die Koordinierungsgruppe
Ulrich Achenbach, Matz Müllerschön und Ulja Serway