Gut, wieder hier zu sein! Man spürte das große Bedürfnis auf der 716. Montagsdemo am 11.5.2020 in Gelsenkirchen, sich zur aktuellen Situation auszutauschen. Der Platz auf dem Neumarkt füllte sich mit rund 50 TeilnehmerInnen, immer wieder blieben Passanten stehen. Die Montagsdemo fand in einem besonders brisanten Umfeld der Weltwirtschafts- und Finanzkrise statt, die sich mit der Coronakrise noch abrupt vertieft hat. In knapp 20 Redebeiträgen am offenen Mikrofon kam ein sehr allseitiges Bild zur Dimension der jetzigen Situation zusammen. Sie zeigten: Die Auswirkungen auf unser Leben, die Familien, Gesundheit und Arbeit sind enorm! Umso stärkender, sich auf der Montagsdemo zu treffen und mit Mut und Durchblick zu stärken.
Die Situation trifft die ArbeiterInnen in den Betrieben – bestes Beispiel Küppersbusch, wo die Kollegen immer noch in der Luft hängen, was die Resignation nährt, dass schon alles gelaufen sei, sie aber auch beginnen, ihre eigene Rechnung aufzumachen. Gerd Labatzki, ehemalige Vertrauenskörperleitung Küppersbusch, ist fest mit ihnen in Verbindung und bestärkt vor allem die jungen Kollegen, nicht aufzugeben.
Bundesweit zeichnen sich massive Entlassungen und Kurzarbeit ab. Bis zu 8 Millionen Beschäftigte können es bis Ende 2020 werden, die meisten – 7,4 Millionen – sind geringfügig Beschäftigte ohne Anspruch auf Arbeitslosengeld I oder Kurzarbeitergeld. Thomas Kistermann, Moderator, jahrelang selbst von Hartz IV betroffen, unterstreicht berechtigt die Forderung nach einer Sofortzahlung für die Betroffenen – und bleibt gerade jetzt aktiv gegen Hartz IV und Abwälzung der Krisenlasten auf die Ärmsten. Die Corona-Pandemie trifft viele Länder mit voller Wucht. Christian Link berichtet, dass sich die Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF mit der kämpferischen Bergarbeitergewerkschaft FOSYCO im Kongo solidarisiert, wo die Menschen gerade jetzt unter einer dramatischen Arbeitslosigkeit und steigenden Armut leiden. Die Spenden der 716. Montagsdemo dienen ihrer Unterstützung.
Im Kreuzfeuer steht die Jugend, mit Angriffen auf Ausbildung und Zukunftsperspektive. Am offenen Mikrofon kam zur Sprache, wie junge Menschen nach ihrer Lehre bittere Erfahrungen machen. Kaum eingestellt, dann in der Krise „aus wirtschaftlichen Gründen“ wieder auf der Straße. „So darf man mit der Jugend nicht umgehen, dafür müssen Gewerkschafter und Kollegen im Betrieb mit einstehen und wir gemeinsam aufstehen!“ forderte Ingrid Lettmann. Die Kommunen werden durch die verschiedenen Krisen dramatische Mindereinnahmen und Mehrausgaben haben, führte Jan Specht, AUF Stadtverordneter aus. Für die Kommunen gibt es bis heute keine Rettungsschirme. Das ist eine der vorrangigsten Fragen, die das Leben der Menschen enorm betrifft. Durchschlagen könnte das bei der Finanzierung des Bäderkonzeptes, dafür wird AUF gemeinsam mit anderen kämpfen.
Celina Jakobs vom Jugendverband Rebell berichtet von den Problemen der Auszubildenden, die kurz vor ihrer Prüfung stehen. Seitens der Schulen gibt es keine einheitliche Hilfestellung für alle Azubis, wie es wünschenswert und nötig wäre. Der Jugendverband organisiert mit seinen Mitgliedern selbst tatkräftige Alltagshilfe. Aus der aktiven Nachbarschaftshilfe weiß Wilma Mittelbach zu berichten: Homeoffice und Kinderbetreuung – das ist keine Wohlfühloase, sondern bringt viele Familien an den Rand ihrer Kräfte. Wenn die Kinder im Bett sind, beginnt oft der Hauptteil der Arbeit. Neben der kompletten Lebensorganisation, dem Lernpensum mit den Kindern schultern besonders oft die Frauen den Löwenanteil des Alltags. Wenn die Kinder zu Hause sind, müssen die Eltern bei Lohnfortzahlung frei gestellt werden, diese Forderung bekam viel Beifall. Was die ErzieherInnen derzeit leisten, um die nächste „Lockerung“ zu bewerkstelligen und vorzubereiten, ist alles andere als einfach. Die verdi-Vertrauensfrau Petra Müller sieht dem mit Sorge entgegen. Der nötige Abstand, fehlendes Personal sorgen für Probleme. Wie soll es umgesetzt werden, die Kinder wie erforderlich für die Hygienstandards zur Toilette zu begleiten,? Dafür reicht der Pesonalschlüssel vorne und hinten nicht.
„Klatschen reicht nicht – ändern“. Diese Devise für den Tag der Pflege am 12. Mai entwickelten die Teilnehmer weiter. Klatschen UND ändern! Der abendliche Beifall ist richtig und angebracht und sollte auch nicht herabgewürdigt werden. Wenn die Pflegekräfte aktiv werden, um ihre Situation zu ändern, können sie auf Solidarität bauen. Die Helden des Alltags sind aber vor allem auch die vielen KollegInnen