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Köln 19. Oktober: 10 000 Menschen protestierten gegen den Militäreinsatz gegen Syrien durch Erdogan

Entgegen der Horrorszenarien durch die Sicherheitsbehörden kam es nicht zu dem „wahrscheinlichen Übergriffen durch terroristische Gruppen wie fanatischen Erdogan-Anhängern oder anderen Provozenten“ auf der bunten, friedlichen Großdemonstration. Mit diesen Szenarien sollte offenbar erreicht werden, dass von den für ihre Freiheit in Syrien kämpfenden Kurden Gewalt ausgehe. Entsprechend sah die Polizeipräsens wie eine „Bürgerkriegsübung“ aus, an der sogar ein Wasserwerfer bereitstand und ein Hubschrauber eingesetzt wurde. Diese mutmaßliche Strategie der Sicherheitsbehörden ging nicht auf. Im Gegenteil, mehrere Kurden wurden gestern nach dem Ende der Demo auf ihrer Heimfahrt in einem Regionalzug von Gewalttätern aus dem Umfeld eines Fußballspiels in Bergisch-Gladbach körperlich angegriffen und verletzt (Quelle: Nachrichtensendung WDR 4 vom 20.10.19).

In meiner Eigenschaft als Mitglied der Koordinierungsgruppe der Bundesweiten Montagsdemo und der Bochumer Montagsdemo beteiligte ich mich an diesem Protest. Ich kann den durchweg friedlichen, aber auch kämpferischen Charakter dieser Großdemo besonders hervorheben.

Es gab zwei Auftaktkundgebungen sowohl am Clodwigsplatz als auch am Ebertplatz. Von dort gingen zwei Demonstrationszüge bis zum Rudolfplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Ich war am Clodwigsplatz und kam schnell mit mehreren Kurden ins Gespräch. Neben mehreren kurdischen Organisationen nahmen auch Delegationen der Friday for Future-Bewegung, von Friedensbewegungen, Vertreter des Internationalistischen Bündnisses mit verschiedenen Trägerorganiationen wie z.B. der Umweltgewerkschaft, aber auch Parteien wie die SPD, CDU, FDP, Grüne, Linkspartei und MLPD teil.

Vor Beginn der Auftaktkundgebung organisasierte das Internationalistische Bündnis ein offenes Mikrofon, an dem jeder – mit Ausnahme von Faschisten – reden konnte. Es gab zahlreiche Wortmeldungen, u.a. auch von einer Reporterin und einem Mitglied des Organisationsteam, die den völkerrechtswidrigen Angriff durch Erdogan auf Syrien scharf angriff und erwähnten, dass sich die kämpferische Militärmiliz der YPG und JPL nicht von der türkischen Grenze zurückziehen werden. Ein betroffener Syrer berichtete, dass er durch den barbarischen Angriff der türkischen Gruppe seine Familie verloren hatte. Der Jugendverband Rebell begrüßte alle Teilnehmer der Kundgebung herzlich und erklärte, dass sich alle Unterdrückten im Kampf gegen die imperalistischen Staaten zusammenschließen müssen und so eine große Macht gegenüber dem internationalen Finanzkapital werden. Ein Vertreter der MLPD warnte davor, in der aus strategischen Gründen eingegangen Vereinbarung der kämpfenden Kurden mit den Truppen von Assad dauerhaft Unterstützung zu finden. „Assad ist Verbündeter von Russland und auch das imperialistische Russland hat die gleichen Interessen zur Ausdehnung seiner Macht auf Syrien wie die USA und die Türkei. Trotzdem ist ein zeitweilige Vereinbarung mit imperialistischen Staaten für eigene Interessen sinnvoll, niemals darf jedoch den imperialistischen Staaten geglaubt werden“ Auch prangerte er die überflüssige und furchteinflößende Präsens der Polizei an.

Bei der Auftaktkundgebung der Kurden redeten mehrere VertreterInnen von kurdischen Organsationen und viele Einzelpersonen.

Ein großer bunter Demonstrationszug bewegte sich durch ein historisches römischen Stadttor durch die Altstadt von Köln bis zum Rudolfplatz. Zahlreiche YPG-Fahnen und Fahnen von anderen Organisationen und Parteien waren zu sehen. Immer wieder erschallten die Rufe: „Terrorist Erdogan, deutsche Panzer raus aus Kurdistan oder „Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden in aller Welt“.

Auch während des Demozuges gab es das offene Mikrofon. In mehreren Redebeiträgen wurde nicht nur Erdogan, sondern auch die deutsche Regierung angegriffen, weil sie jahrelang das Unrechtregime von Erdogan mit Waffen unterstützt hatte. Auch empörten sich Redner über die Vertreter der bürgerlichen Parteien auf dieser Demo. „Was wollen diese Leute hier, wo ihre Parteien doch die Politik Erdogans durch Waffenlieferungen unterstützt haben“, hieß es.Neben den Wortmeldungen gab es auch kämpferische Lieder wie z.B. Bella Ciao oder Kobane, Kobane, Kämpfer für die Freiheit…. Kurz vor Erreichen des Rudolfplatzes meldete sich ein 11jähriger Junge zu Wort: „Erdogan ist ein Kindermörder!“.

Auf der Abschlusskundgebung meldeten sich erneut zahlreiche Vetreterinnen und Vertreter von kurdischen Organiationen und den erwähnten bürgerlichen Parteien sowie auch der Linkspartei. Alle verurteilten scharf den Angriff Erdogans auf Syrien und erwähnten das jetzige Waffenembargo gegen die Türkei, kritisierten jedoch nicht die Unterstützungspolitik der Regierung für Erdogan, auch informierten sie nicht darüber, ob das Waffenembargo auch für Altverträge der Rüstungskonzerne mit der Türkei gilt. Als die Vorsitzende der Partei MLPD in ihrer Rede die Regierungspolitik scharf angriff, durfte sie angeblich wegen der Redezeit nicht weiterreden, man schaltete das Mikrofon aus. Ein nachfolgender Redner ergänzte noch den Schlussssatz der Rednerin, was zu großem Applaus der Demonstranten führte.

Ulrich Achenbach

Mitglied der Koordinierungsgruppe

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