Die gutbesuchte Montagskundgebung am 12. August hatte ein technisches Problem: Die Lautsprecheranlage fehlte, da sie anderweitig im Einsatz war. Trotzdem hatte das keinen Einfluss auf die lebhafte Diskussion, weil die Demoteilnehmer näher zusammenrückten. Wie üblich begann die Kundgebung mit der Eingangshymne.
Danach leitete der Moderator die Debatte ein: „Heute geht es um die Flutung von stillgelegten Bergbergstollen und damit verbunden die drohende Verseuchung des Grundwassers, was die Grundlage der Trinkwassergewinnung ist. Außerdem protestieren wir gegen die Entlassung von 200 Bergleuten der ehemaligen Zeche Prosper-Haniel. Weiterhin steht der Anti-Kriegs-Tag zur Debatte“.
Eine Rednerin meldete sich: „Auf der ehemaligen Schachtanlage Auguste Viktoria in Marl und vielen anderen Zechen wurden in die stillgelegten Schächte Giftmüll wie Filterstäube, dioxinhaliger Abfall u.a. eingelagert. Außerdem liegen dort ca.
10 000 Tonnen des Ultragiftes PCB. Wenn das Grubenwasser nicht abgepumpt wird, werden diese Stollen überflutet und durch diese Chemikalien vergiftet. Da Wasser steigt, ist es nur eine Frage, wann der Grundwasserspiegel erreicht wird und unser Trinkwasser verseucht ist. Das ist eine regionale Katastrophe, von der alle betroffen sind, nicht nur der Mensch, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt! Deshalb dürfen die Pumpen nicht abgestellt werden!“
Ein Redner ergänzte: „Die RAG beabsichtigt, das Grubenwasser bis auf 600 Meter Tiefe steigen zu lassen und erklärt, es drohe keine Gefahr, da der Grundwasserspiegel deutlich höher liegt und die Schichten zwischen den gefluteten Stollen bis zum Grundwasser wasserundurchlässig sind. Eine irrige Erklärung! Keine Gesteinsschicht ist absolut wasserdicht, außerdem gibt es durch Witterungseinflüsse und Verwerfungen immer wieder Risse, durch die das vergiftete Wasser nach oben steigen kann. Die Wasserhaltung soll nur aus Profitgründen drastisch verringert werden, da sie sehr kostenintensiv ist. Dagegen muss sich ein großer Widerstand bilden und wir sind aufgerufen, die Bürgerbewegungen gegen die Zechenflutungen zu unterstützen!“
Ein weiterer Redner berichtete von der Grubenwasserentsorgung der ehemaligen Schachtanlage Robert Müser in Bochum-Werne: „Hier wird regelmäßig Grubenwasser aus 500 Metern Tiefe abgepumpt und in eigens dafür angelegte Teiche (Werner Teiche) eingeleitet. Von dort gelangt das bereits schon verunreinigte Grubenwasser durch einen Bachlauf den Ümminger See und wird über den Ölbach in die Ruhr geleitet. Zwar geht es durch eine Kläranlage, aber alle Giftstoffe lassen sich nicht herausfiltern. Wenn man in der Nähe der Werner Teiche ist, stinkt es entsetzlich und das Wasser ist teilweise türkis. Nicht auszudenken wäre eine weitere Vergiftung des eingeleiteten Grubenwassers durch Dioxin, PCB und andere Giftstoffe!“
Der Moderator informierte: „Neben den öffentlichen Protesten (es gab inzwischen fünf selbstorganisierte Protestaktionen bzw. Demonstrationen gegen die Zechenflutungen und auch die Kündigung von 200 Bergleuten im Raum Bottrop und Essen durch die Organisation Kumpel für AUF und betroffene Bürger) muss auch juristisch gegen die RAG vorgegangen werden. Im Saarland (auch ehemaliger Steinkohleabbau) wurde durch Gerichtsbeschluss die Flutung der Bergwerkstollen verboten“.
Eine Demonstrantin rief zu einer weiteren überregionalen Demonstration der Bergleute (Kumpel für AUF) und ihren Angehörigen sowie betroffenen Bürgern auf. Diese Aktion findet am 14.9.19 ab 11.00 Uhr vor der RAG-Zentrale in Essen-Stoppenberg statt (Auftaktkundkundgebung Barbarossaplatz) , der Demozug geht dann bis zur Zeche Zollverein, Gelsenkirchener Str. in Essen. Es geht nicht nur gegen die Zechenflutungen, sondern gegen die Entlassung der 200 Bergleute, die Streichung des Deputats (Heizkostenzuschuss, früher Hausbrand) und die Mieterhöhungen bei den ehemaligen Zechenwohnungen. Wir sollten alle teilnehmen!“
Die Montagsdemostranten verurteilten die Entlassung der Bergleute besonders, obwohl es in den stillgelegten Bergwerken noch genügend Arbeit gibt wie z.B. die Wasserhaltung, der Rückbau u.ä.
Der Widerstand gegen die Umweltzerstörung weitet sich immer weiter aus, besonders bei jungen Menschen, wie die Friday for future – Bewegung beweist. „Am 20. September ist eine der bundesweiten regionalen Großkundgebungen dieser Bewegung in Dortmund geplant, die Mobilisierung richtet sich nicht nur an Schüler und Stundenten, sondern auch an alle anderen wie Arbeiter, Rentner, Migranten usw.“, hieß es in einer Wortmeldung.
Der Moderator leitete zum Anti-Kriegstag über: Am 1. September 1939 wurde durch den Überfall durch die deutsche Armee auf Polen der II. Weltkrieg ausgelöst. Heute ist die Gefahr eines neuen Weltkrieges nie höher gewesen als zurzeit. Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran wegen der Situation in der Straße von Hormus (Persischer Golf) verschärfen sich, außerdem kämpft die imperialistische USA gegen die neuimperialistische Türkei um den Einfluss in Syrien. Nordsyrien ist akut von einer Invasion des türkischen Militärs bedroht. Um so mehr ist der Aufbau einer internationalen Bewegung gegen imperialistische Angriffkriege notwendig. Gegen den Terror der Unrechtregime wächst weltweit der Widerstand, was die Demonstrationen in Honkong und Russland beweisen“.
Eine Rednerin rief empört: „Erdogan, Trump, Putin, der Diktator von Nord-Korea Kim und allen weiteren Diktatoren gehören ins Gefängnis!“
Der Moderator wies auf eine Veranstaltung zum Antikriegstag am 31.08.19 durch das Internationalistische Bündnis in Bochum hin. Ort: Bongardboulevard in Höhe des Citypoints, Beginn ab 11.00 Uhr.
Bei der nächsten Montagsdemo am 9. September wird das 15jährige Bestehen dieser Bewegung gefeiert. Neben Kulturbeiträgen ist auch für das leibliche Wohl gesorgt. Nähere Infos folgen rechtzeitig.
Ulrich Achenbach, Moderator