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Die Explosion der Preise

Theaterstück für die Montagsdemo Kassel zum vierjährigen Geburtstag
8.8.08

Erster Akt

Szene eins (Requisiten unterstrichen, Bühne markiert durch Laken)

Sprecher: “ Herbert S. beim Öffnen seiner Heizölrechnung. “

(Herbert schlurft gähnend und sich am Rücken kratzend im Unterhemd zum Briefkasten, holt einen Brief raus, öffnete ihn und bleibt versteinert mit offenen Augen stehen)
(Gongschlag)

Sprecher: “ Dann der Schock: 61,9 Prozent Preissteigerung zum letzten Jahr für leichtes Heizöl. “

Szene zwei

Sprecher: “ Ina F überprüft ihren Kassenbon. Die Kassiererin hat sich nicht verrechnet, Ina F ist trotzdem verzweifelt. “

(Ina steht mit Einkaufskorb da und überprüft den Bon. Sie macht ein unglückliches Gesicht und bleibt versteinert stehen.)
(Gongschlag)

Sprecher: „Kein Wunder, denn Brot und Getreideerzeugnisse sind 9,1 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. In einem Jahr stiegen die Preise für Nahrungsmittel um 7,6 Prozent. “

Szene drei

Sprecher: “ Berufspendler Klaus K. steht an der Zapfsäule. Die Anzeige scheint verrückt zu spielen. “

(Klaus steht leicht gebückt und hält imaginären Zapfhahn in den Tank. In der anderen Hand hält er den Autoschlüssel sichtbar. Er verdreht den Kopf und schaut hinter sich nach oben auf die Anzeige. Sein Gesicht wirkt empört.)
(Gongschlag)

Sprecher: “ Aber nicht die Anzeige spielt verrückt, sondern die Preise. 15 Prozent Preisanstieg von Juni 06 bis Juni 07 für Kraftstoffe.
Wir fragen einen renommierten Wissenschaftler eines deutschen Wirtschaftsinstituts. Um was handelt es sich hier? “

Wissenschaftler: “ Ja, ähem……joooo…… es handelt sich hier um eine, ähem, “ gefühlte “ Inflation. Gefühlte 10 Prozent! “

(Wissenschaftler blickt über seine schlaue Brille, peilt über den Daumen, macht Fenster mit Händen, ist offenbar um eine Antwort verlegen, legt sich dann fest und erstarrt grinsend mit weit aufgerissenen Augen.)
(Gongschlag)

(Nach ein paar Sekunden auf ein Zeichen vom Sprecher entspannen sich die Schauspieler und gehen hinter das Laken.)

Zweiter Akt

Szene eins

Sprecher: “ Im Kapitalismus der freien Konkurrenz zur Zeit von Karl Marx bestimmten Angebot und Nachfrage die Preise. Die Kapitalisten standen im Konkurrenzkampf und teilten sich den Profit. Mit der Entwicklung zum Monopolkapitalismus entwickelten sich so mächtige Monopolkonzerne, dass sie Fantasiepreise bestimmen konnten. Das waren Raub-Preise auf Kosten der restlichen Teile der Gesellschaft. Das wurde bis heute auf die Spitze getrieben. Das Geld ist immer weniger wert. “

(Monopolkapitalist mit Cowboyhut und Zigarre kommt auf die Bühne und feiert sich selbst. Flipchart wird auf die Bühne getragen. Kapitalist malt einen Brotlaib und eine Rechnung: 10 Minuten Arbeit + Profit = 2,50 €. Er blättert um: Brotlaib 10 Minuten Arbeit + Raubprofit = 6,50 €.)
(Gongschlag)

Sprecher. “ Und weil die Eigner und Aktionäre dieser so genannten Monopole so reich sind, sind sie auch mächtig und bestimmen die Politik. “

(Wolfgang Clement mit Krawatte kommt rein, sie sehen sich und laufen in Zeitlupe aufeinander zu, umarmen sich. Blättern um, schreiben Hartz 4, Atomkraft, Krieg.)
(Gongschlag)

Sprecher: “ Um ihre Macht zu sichern, werden Milliarden für Rüstung und Auslandseinsätze ausgegeben. “

(Militarist mit Stahlhelm kommt rein, winkt ins Publikum, stellt sich neben den Politiker und den Monopolkapitalisten und hält seinen Helm auf. Er ist dem Publikum zugewandt. Der Kapitalist fordert den Politiker auf, Geld in den Helm zu tun. Er selbst ascht nur hinein. Der Politiker gibt großzügig.)
(Gongschlag)

(Nach ein paar Sekunden lösen sich die Schauspieler auf ein Zeichen des Sprechers und gehen ab.)

Dritter Akt

Sprecher: „Und weil das so ist, kämpfen seit nunmehr vier Jahren die Montagsdemos bundesweit in 100 Städten für ihre Forderungen. Aktuell fordern wir:
Lohn -Nachschlag!
10 € Mindestlohn!
50 € Hungerzuschlag!
Weg mit Hartz 4!

(Montagsdemonstranten, eine mit Bauarbeiterhelm, kommen mit selbst gemalten Schildern auf die Bühne und stellt sich nebeneinander.)

Sprecher: „Machen wir weiter? “

Alle: “ Ja! “

Sprecher: “ Bis Hartz 4 vom Tisch ist? “

Alle: “ Bis Hartz 4 vom Tisch ist! “

(Alle bleiben stehen und vorbeugen sich. Eventuell zweimal. Dann alle ab.)

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