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Montagsdemo Bochum

Unterdrückung der Frauen hängt auch mit der Weltanschauung zusammen

Wegen des Weihnachtsmarktes fand (und findet) die Bochumer Montagsdemo jetzt auf der Kortumstr. in Höhe der Tchibo-Filiale statt. Der Moderator kündigte das Schwerpunkthema der heutigen Kundgebung an: „Zum 34. Mal jährt sich am 25.11.15 der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Der Ursprung ist in der Dominikanischen Republik und wurde 1981 von lateinamerikanischen Frauen ins Leben gerufen und ist zu einem wichtigen Aktionstag der internationalen Frauenbewegung geworden. Die drei Schwestern Mirabal, als „Schmetterlinge“ bekannte wurden am 25.11.1960 Opfer des Regimes vom Diktator Trujillo. Auch heute ist die Gewalt an Frauen weiterhin an der Tagesordnung, nicht nur in islamischen Ländern, sondern weltweit, sogar in Deutschland. Hier geht es vorwiegend um häusliche Gewalt an Frauen. Am kommenden Mittwoch findet eine gemeinsame Aktion mehrerer Frauenbündnisse zum Internationalen Frauentag vor dem Bochumer Rathaus statt, dazu möchten wir heute mobilisieren“.

Nach dem Singen des Liedes „Montagsdemo angesagt“ begann die Debatte.

„Häusliche Gewalt spielt eine große Rolle“, hieß es in der Wortmeldung einer Rednerin, „insbesondere wenn die Frau finanziell von ihrem Ehemann abhängig ist. Jedoch ist die Gewalt an Frauen auch mit der Rollenverteilung begründet, da in den meisten Staaten die Frauen nicht mit den Männern gleichgestellt sind. Auch in Deutschland ist diese Gleichstellung nur auf dem Papier, besonders im Berufsleben hat der Mann große Vorteile gegenüber der Frau z.B. beim Entgelt“.

„Besonders prekär ist die Lage der weiblichen Flüchtlinge und der Frauen in Kriegsgebieten. Zum Beispiel durch die IS-Faschisten sind Folterungen und Zwangsverheiraten der Mädchen an der Tagesordnung. Jedoch baut sich in Syrien breiter Widerstand der Frauen gegen die unmenschliche IS auf. Kurdische Freiheitskämpferinnen gehen gleichberechtigt mit den Männern gegen den IS-Terror vor“, meinte ein weitere Rednerin vom Verband Solidarität International.

Eine Frau vom Frauenverband Courage teilte mit: „Am Mittwoch, 25.11.15 treffen sich die Courage-Frauen um 17.30 Uhr vor dem Bochumer Rathaus (an der Glocke) und schließen sich den anderen Frauenverbänden an. Nach der Kundgebung zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen kommen alle in den Räumlichkeiten der Rosa Strippe auf der Kortumstr. 143 zusammen“.

Ein Redner informierte: „Die Unterdrückung der Frauen hängt auch mit der Weltanschauung des weiblichen Geschlechts zusammen. Der Ursprung ist die Lehre der Dominanz des männlichen Geschlechts über die Frau. Das ist nicht nur in islamischen Ländern der Fall, auch im Christentum gibt es verbreitet solche Leitsätze. Diese Weltanschauung hat auch mit den diktatorischen und kapitalistischen Staatsformen zu tun. Diese Weltanschauung wird sich erst ändern, wenn es ein System gibt, in dem die Frauen wirklich gleichberechtigt mit den Männern sind und bei häuslicher Gewalt auch durch den Staat aufgefangen werden“.

„In Deutschland sind bei häuslicher Gewalt eindeutig die Frauen benachteiligt, die vor ihren Ehemännern fliehen müssen und nicht berufstätig sind. Zu deren Armut kommen die oft zum Nachteil der Frauen bestehenden bzw. angewandten Gesetze, z. B. bei Zugewinnausgleich“, sagte ein weiterer Redner, „ich kenne so einen Fall. Die Frau, die anteiliges Hauseigentum hatte und jetzt von der Grundsicherung lebt, soll dazu noch im Rahmen einer privilegierten Schenkung Zugewinnausgleich zahlen. Bei Scheidungen ziehen im allgemeinen die Frauen den Kürzeren, da sie häufig nicht mehr berufstätig sind“.

Der Moderator wies darauf hin: „In vielen Branchen, besonders im Dienstleistungsgewerbe, werden die Frauen schlechter bezahlt als die Männer bei ein und derselben Tätigkeit. Da sind die Gewerkschaften und Betriebsräte aufgerufen, hier für Gleichheit zu kämpfen. Beschäftigte in kleinen Unternehmen ohne Betriebsrat sollten in die entsprechende Gewerkschaft eintreten“.

Nach einem musikalischen Intermezzo ging die Diskussion weiter. Eine Rednerin prangerte die Verstümmlung von Mädchen an: „Die rituelle Beschneidung ist ein willkürlicher Eingriff in den Körper der Frau und menschenrechtswidrig. Nur aus religiösen Gründen müssen diese Mädchen furchtbare Qualen durch die Beschneidung erdulden. So etwas müsste sofort verboten werden!“ Ein Mann ergänzte: „Religion darf niemals im Staate dominierend sein, sondern ist eine reine Privatsache“.

Es folgten noch einige Redebeiträge, bevor die Kundgebung mit der Abschlusshymne endete. In der nächsten Woche geht es um die Solidarität mit den bundesweiten Demonstrationen am 30.11.15 gegen das Freihandelsabkommen CETA. Außerdem wird über die aktuelle Gefahr vor möglichen Terroranschlägen wie in Frankreich durch Faschisten gewarnt.

Der Moderator
Ulrich Achenbach

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