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Montagsdemo Bochum: Erdogan kann nicht so weiter machen!

Erdogan kann nicht so weiter machen!

Wahrscheinlich wegen der Urlaubszeit und einer Großdemonstration am 8.8.15 in Köln gegen die Angriffe der Türkei auf die kurdische PKK kamen nur wenige Kurden zur Montagsdemo. Trotzdem entwickelte sich eine lebhafte Debatte.

„Seit einigen Tagen bombardiert die türkische Luftwaffe PKK bzw. PYS-Stellungen im Irak und in der Osttürkei. Angeblich sollten Mitglieder PKK zwei türkische Sicherheitskräfte getötet haben. Zwar wird auch die IS angegriffen, aber das hat nur Alibifunktion“, eröffnete einer der Moderatoren die Debatte.

„Die Türkei bekämpft vor allem die kurdische Befreiungsbewegung in Syrien und anderen Regionen, denn auf keinen Fall wird von der Türkei ein kurdischer Staat akzeptiert. In diesem Zusammenhang wird der IS-Terror gegen das kurdische Volk von der Türkei billigend in Kauf genommen. Doch die Freiheitskämpfer geben nicht auf und benötigen weltweite Unterstützung. Wir setzen uns für einen Korridor zwischen der Türkei und der Provinz Rojava ein, damit Hilfs- und medizinische Transporte Kobanè erreichen“, hieß es in einer Wortmeldung. „Erdogan wird uns nicht mehr lange terrorisieren, wir kämpfen gegen seine Angriffe“, äußerten sich zwei betroffene Kurden.

„Über 350 Menschen sind bei den türkischen Luftangriffen auf PKK-Stellungen umgekommen, darunter sind auch viele zivile Opfer“, ergänzte ein Redner.

„Erdogan zeigt jetzt sein wahres Gesicht, nachdem bei der letzten Wahl seine Partei AKP viel Stimmen verloren hat. Er steht für die Errichtung einer Diktatur und missbraucht daher ebenfalls die islamische Religion“, bemerkte ein weiterer Redner, „doch auch der Widerstand im eigenen Land wird zunehmen. Erdogans Spaltung der Bevölkerung durch Verbesserungen im sozialen Bereich wird immer mehr durchschaut“.

„Auch die USA ist in diesem Konflikt verwickelt, in dem sie türkische Luftstützpunkte nutzt. Es geht schließlich um wertvolle Rohbau sowohl im Irak als auch im nördlichen Teil von Syrien. Die amerikanischen Luftangriffe auf die IS sind nicht als Hilfe für die kurdische Bevölkerung gedacht, sondern nur, um die Gegner Assads zu schützen und zu unterstützen. Trotzdem wird die internationale Hilfe für die Unterdrückten durch den IS-Terror und die Türkei weitergehen“, berichtete eine Rednerin. Anschließend wurden Spenden für den Aufbau von Kobanè gesammelt, es kamen über 60,00 Euro zusammen.

Nach einigen weiteren Wortmeldungen wurde Lied „Kobane“ gesungen, es ist im Zusammenhang mit dem Befreiungskampf der Kurden in der Provinz Kobanè entstanden.

Danach wechselte das Thema zu der aktuellen Flüchtlingssituation in Deutschland.

„Wir verurteilen die Angriffe von faschistischen Organisationen auf Flüchtlingsunterkünfte, freuen uns auf die überwiegende Hilfsbereitschaft in der deutschen Bevölkerung. Viele Personen bekommen Sachspenden wie z.B. Spielzeug für die Kinder“, äußerte sich eine Rednerin.

„Es stört mich, wenn die Politiker von einer Flüchtlingsschwemme in Deutschland reden, die meisten Migranten kommen in Italien und Griechenland an. Bochum hat z.B. rd. 1300 Flüchtlinge aufgenommen, das ist im Verhältnis zur Einwohnerzahl von über 350.000 Menschen verschwindend gering“, monierte ein Redner.

In einem anderen Redebeitrag wurde die mangelhafte Versorgung in einer Flüchtlingsunterkunft in der Nähe von Truckenthal/Thüringen angeprangert. „Ich war zur Betreuung einer Kindercamps in Truckenthal. Wir trafen uns mit anderen Kindern aus der Flüchtlingsunterkunft und mussten erfahren, dass es immer das gleiche Essen zum Frühstück, Mittag- und Abendessen gab. Diese Kinder wurden von uns mit frischem Obst versorgt und es entwickelte sich eine herzliche Zusammenarbeit. Abends saßen wir sogar gemeinsam am Lagerfeuer“.

Eine Rednerin bot an: „Ich würde in unserem Haus auch eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen“.

Ein Redner prangerte die Scheinheiligkeit der Merkel-Regierung an: „Es wird zwischen hochqualifizierten und nicht qualifizierten Flüchtlingen unterschieden. Diese Hochqualifizierten sollen bald in den deutschen Arbeitsmarkt eingegliedert werden, allerdings zu deutlich schlechteren Konditionen als die deutschen Kollegen in gleicher Stellung. Hier sind alle Betriebsräte aufgerufen, gegen diese Ungerechtigkeit vorzugehen“.

Zum Abschluss der Kundgebung wurde anstelle der üblichen Hymne noch einmal das Lied Kobanè gesungen. Am nächsten Montag geht es um das immer noch offene Thema der Terminvergabe beim Jobcenter Bochum und die aktuelle Entwicklung im Tarifkonflikt der Erzieherinnen.

Der Moderator
Ulrich Achenbach

 

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