Wir sind Trägerorganisation des:

Maisfeld-Krimi

Bettina Kenter

Ein Krimi im Maisfeld! Wie ist es doch schön,

kurz und erschauernd verloren zu gehn

im goldenen Ährenlabyrinth,

wo wir zum Glück ja in Sicherheit sind,

(Oder? Lauert hier eine Gefahr? – Nicht doch! Nicht doch! Alles nicht wahr!)

Etwas Gruseln bei Sonne, wie wohl das doch tut!

Oh schaurige Wonne! Oh Mörderwut!

Der Krimi im Maisfeld hält, was er verspricht:

ringsum Verderben – nur dich trifft es nicht.

Da schalten und walten

sinistre Gestalten,

brutale Mächte, die alles vernichten,

die ihr Werk mit geübten Händen verrichten;

Ungeheuer mit Totenaugen

die den Menschen das Blut aus den Adern saugen.

Neid, Missgunst und Hass: es bleibt niemand verschont,

Intrigen und Gier, damit sich’s auch lohnt!

Blutrünstiger Wahnsinn! Ein Flehen, ein Beben,

niemand hier, niemand bleibt hier am Leben!

Todesschreie im Labyrinth …

… wo wir zum Glück in Sicherheit sind.

(Oder? Lauert hier eine Gefahr? – Nicht doch! Nicht doch! Alles nicht wahr!)

Der Krimi im Maisfeld, heute und hier,

bietet zur Unterhaltung dir

Morde, Mysterien, zwielichtige Träume,

Panik, Verwandlung, unheimliche Räume,

mordsmäßig gut und höchst kriminell,

abwegig, schräg und individuell,

blutig und spannend, monströs und gaga,

denn die Zeit des Grauens ist wieder da!

Ein Gänsehautschauer, die Angst im Genick:

wie gruselt so schön doch ein fremdes Geschick!

Solang’ es nicht dir geht an Leben und Leib,

ist Entsetzen für dich nur ein Zeitvertreib.

Doch sei auf der Hut! Hab Acht!

Denn noch heute, vor Mitternacht

könnte dein Schicksal sich wenden

und du könntest elendiglich enden.

Überstunden, Arbeitsfron, Sparmaßnahmen, Hungerlohn,

Firma pleite, du bist raus, diesmal ist’s realer Graus.

Ein Jahr Schonfrist. Und was dann? Jetzt, mein Freundchen, bist du dran.

Bist beim Heer der Arbeitslosen, und wirst betteln um Almosen.

Kontoauszug präsentieren! Ausziehn! Schneller! Nicht genieren!

Antrag stellen, zwanzig Blatt! (Und mit Anlagen doch glatt

fünfzig Seiten, oder mehr.) Doch dann wird’s erst richtig schwer:

“Wohnung ist nicht angemessen! Gold’ne Löffel wohl gefressen?!

Miete, Heizung: viel zu hoch! Umziehn! – Geht nicht? Aber doch!

Wenn Sie den Bescheid erst sehn, werden wir uns schon verstehn!

Statt dreihundertfünfzigneun müssen Sie sich jetzt schon freun,

wenn wir monatlich zum Leben Ihnen knapp dreihundert geben.

Wer nicht malocht, soll auch nicht fressen, Sie kriegen schon, was angemessen,

Und mit ‘nem 1-Euro-Job gehn Sie davon auch nich’ hopp.

Saufen Fressen Ficken Rauchen, sonst ja eh nich’ zu gebrauchen!

Und nun ab zum Straßefegen! Wir sind nich’ um Jobs verlegen!

Fauler Wohlstand is’ vorbei, Nummer 10-10-10-10-3!

Spargelstechen, Rattenjagd, Winterstreudienst, Küchenmagd,

Erntehilfe, auf dem Feld, auch im Mais – für …? Gar kein Geld,

denn: dies ist ein Praktikum. Und nu gucke nich’ so dumm!

Raus aus deiner Sofaecke! – Was? Verweigerer?? Verrecke!

Klappe halten! Sonst: Sanktion! 100.000 ham wir schon;

jeden Monat! Klar? Kapiert, wer hier das Regime führt?”

Es schalten und walten so finstre Gestalten,

und niemand scheint sie aufzuhalten;

Unbeschränkt Mächt’ge mit harten Augen,

die den Menschen das Geld und das Leben aussaugen.

Not, Verachtung und Angst: es bleibt niemand verschont,

Maßlose Gier, damit sich’s auch lohnt!

Geplanter Wahnsinn, kaum Gegenwehr,

die verstummende Armut wird täglich mehr.

ARGE-Zeiten sind angebrochen,

Gespenster aus alten Löchern gekrochen.

Großgewinnler, die andre vernichten,

die ihr Werk mit gepflegten Händen verrichten:

Bürokraten, Beamte an Fäden leitend,

jedes Maß und Ziel und Recht überschreitend.

Regierende? Sind für sie Marionetten

wie die teuren Huren in ihren Betten.

Sie halten in Klauen aus Gold diese Welt,

die in Arm-und-Reich-Hemisphären zerfällt.

Und der Wind weht durchs Maisfeld,

durchs Goldlabyrinth,

wo fiktive Verbrechen dein Zeitvertreib sind …

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