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Bänker-Büttenrede 2010

Pit Bäuml, Heilbronn

Es ist noch gar nicht lange her,
da sah man Bänker kreuz und quer
reiten, fein in Schlips und Kragen,
um den ganzen Erdball jagen:
Kredite schieben, Börsen zocken,
was Geld bringt in die Falle locken,
Hedge-Fonds reiten, spekulieren,
hemmungslos nach Money gieren,
Millionen über Nacht,
und alle Zweifler ausgelacht –
nichts war sicher vor den Krallen.
Da ließ man gern die Korken knallen.
Dann der Aufprall, der war hart!
Dem Bänker blieb nun nichts erspart:
Als Bettler musste er da gehen,
vor der Regierung Schlange stehen,
vor denen, die er ausgelacht,
hat er nen Kniefall gar gemacht –
ja diese Krise war ein Schlag.
Drum beten Bänker jeden Tag,
dass Aktienkurse nie mehr fallen
und dass bald wieder Korken knallen.
Doch kaum sind Gelder eingesackt,
da hat es sie wieder gepackt:
hoch in den Sattel mit dem Geld!
Sie reiten wieder um die Welt.
Es brennt im Zocker wieder Feuer,
Geldgeschäft als Abenteuer:
neue Fonds zusammenballen –
jetzt können wieder Korken knallen.
Ja, die Finanzwelt spielt verrückt,
kein Bänker das mehr überblickt:
der eine in den Abgrund fällt,
der andre zu Gewinnern zählt.
Der Chef von JPMorgan Chase
Schob schnell die Kuh vom Krisen-Eis
Und scheffelt wieder Millionen –
Gewinn in höchsten Regionen.
Man hört den Chor der Bänker schallen:
“Es können wieder Korken knallen!“
Bei mir, da sieht das anders aus:
Komm nicht recht aus der Krise raus.
Ich bin bloß Kunde bei der Bank,
bin König Kunde, und doch blank.
Das, was auf meinem Konto fehlt,
häuft sich dort als Bänker-Geld,
füllt die Geldspeicher, die prallen.
Es können wieder Korken knallen.
Die einen kriegen, die andern zahlen –
Da können wieder Korken knallen.
Was bleibt, was bleibt sind Freunde im Leben,
die bei Problemen Hilfe geben.
Hat man ne Krise oder so,
bist du um Unterstützung froh.
Doch welche Freunde haben Banker
als Helfer und als Rettungsanker?
Auch wenn sie viele Sorgen drücken,
kehrt ihnen jeder bloß den Rücken.
„Warum nur,“ mancher Bänker weint,
„sehn so viele mich als Feind?
Wo sind die Freunde in der Not,
wenn mein Untergehen droht?“
Gut, dass es da Minister gibt,
wo ein Finanzmensch noch beliebt.
Da setzt bei sich Frau Merkel an
Geburtstagsfest für Ackermann.
Man sieht den Deutsche-Bank-Chef zechen,
er muss es ja nicht selber blechen.
Da hört man Bänker und Minister
Arm in Arm beim Machtgeflüster
in Champagnerlaune lallen:
„Es können wieder Korken knallen!“
Hab ich ne Blase mal am Fuß,
ich humpelnd ihn mal schonen muss;
es tut mir weh, doch auf die Weise
vergeht die Blase schnell und leise.
Doch die Blase der Finanzen
platzte laut, schmerzt uns im Ganzen.
Die Urheber sind längst verschwunden,
da tun uns lang noch weh die Wunden.
Doch sehe ich: verkehrte Welt –
die Bänker kriegen`s Schmerzensgeld.
„`S hat sich gelohnt“, hört mal sie johlen,
„Das können wir gern wiederholen!“
Auf dass sich neue Blasen ballen
Können wieder Korken knallen.
Das Wort „Bonus“ kommt von „gut“,
weil jemand etwas Gutes tut.
Dem Steuerzahler müssten Banken
darum mit nem Bonus danken.
Doch dürfen Bänker nun trotz Krisen
Höh`re Prämien genießen.
Ja, Bänker-Boni lernt man schätzen
beim Erhalt von Arbeitsplätzen,
weil Prämien zu mehr Kaufkraft führen:
Das sichert Jobs bei Juwelieren
und Herstellern von Luxus-Jachten –
drum auf hohen Bonus achten!
Weil niemals Bänker-Boni fallen,
können wieder Korken knallen.
Ach, was warn das noch für Zeiten,
als unter den einfachen Leuten
Weltbank-Chef und Bankdirektor
Galt als seriös auf jedem Sektor?!
Heut spricht im gleichen Atemzug
man über Bänker von Betrug,
von Mafia und Dieberei,
wie abgefeimt das alles sei.
Denen, die zocken und klaun,
soll ich mein Spargeld anvertraun?
Wer bei Gewinnen zugelegt,
weil andre er vom Markt gefegt,
der soll als seriös gefallen?
Es können wieder Korken knallen!
All die vielen Milliarden,
die die Bänker jetzt erwarten,
wären doch von großem Nutzen,
um Not und Hunger wegzuputzen.
In diesem Sinn wünsch ich uns allen,
dass mal bei uns die Korken knallen!
H e l a u !

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